Die wohl am häufigsten gestellte Frage, wenn es ums Fliegen geht. Wo ist es am sichersten und gleichwohl am bequemsten – kurzum, welcher ist der beste Sitzplatz im Flugzeug?
Viele Passagiere haben da sicherlich ihre Vorlieben (Fenster, Gang, hinten, vorn) oder sitzen schlussendlich dort, wo sie beim Check-in am Flughafen per Zufallsgenerator platziert wurden.
Aber wo soll man denn nun am besten sitzen, wenn man sich für mehrere Stunden in eine Blechdose einquartiert?
Nun gut. Als jahrelanger Passagier habe ich meine ganz persönliche Do’s and Don’ts Liste zusammengestellt, wenn es um den besten Sitzplatz geht.
Thema Sicherheit
Komm mir nicht mit dem Quatsch, dass das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel der Welt ist. Da hilft auch jede Vergleichsstatistik mit anderen Fortbewegungsmitteln nichts.
Jedes Mal, wenn der tonnenschwere Kollos in die Lüfte steigt, überkommt mich ein mulmiges Gefühl. Immer.
Weil ich’s einfach nicht verstehe, wie dieses Ding fliegen kann. Auch Erklärungen über Luft, Auftrieb, Dynamik oder Widerstand sind zwecklos.
Alles Dinge die ich nicht sehen, geschweige denn anfassen und mir somit auch nicht vorstellen kann.
Sicherheit ist für mich beim Fliegen also etwas Abstraktes, trotz Sicherheitshinweise und Anschnallgurt. Mein komisches Gefühl bleibt dennoch.
Alles was mir also bleibt ist, nicht den sichersten Platz in einem Flugzeug einzunehmen, sondern den für mich Besten.
Kriterien für den besten Sitzplatz
Ich habe eine glasklare Vorstellung davon, wo ich am liebsten sitzen will – sogar sitzen muss.
Hallo, darf ich vorstellen? Anna – Miss Flugangst & Fräulein Misstrauisch höchstpersönlich.
Mit den Jahren habe ich gelernt, dass ich in ganz bestimmten Sitzreihen mehr Angst habe und in anderen wiederum weniger.
Meine Sitzplatzwahl beinhaltet Kriterien wie: hinten, vorn, bei den Notausgängen, nahe den Waschräumen (witzig, dass man die Teile echt WaschRÄUME nennt…), an den Durchgängen zur Bordküche, am Fenster oder im Gang.
Alle spielen sie eine verdammt wichtige Rolle! Jeder Sitzplatz birgt seine Vor-und Nachteile.
Jedes mal, bevor es mit der Reise losgeht, setze ich mir sogar einen Reminder, um pünktlich 24h vor Abflug online einzuchecken und mir meinen Lieblingsplatz auszusuchen.
Hier sind meine Favoriten bei der Platzwahl und ein paar Hinweise, warum sie es sind.
1. Hinten oder vorn – die ewige Frage
Fast jeder meiner Freunde sitzt im Flugzeug am liebsten hinten, was ich ja schon mal gar nicht verstehen kann.
Ob Riesenvogel oder Kleinraumjet, es ist überall gleich: Hinten ist es am lautesten, am wackligsten und am kältesten in einem Flugzeug.
Zudem sind die Sitzreihen ganz hinten die, mit der geringeren Platzbreite – was ja logisch ist, sieht man sich den konischen Verlauf der Maschine an.
Wer will schon dort sitzen?
Hinzukommt noch ein entscheidender Punkt: Auch im Flugzeug gibt es eine klare Hierarchie.
Es fängt vorn mit dem Piloten und dem 1. Offizier an. Dann geht es in der Kabine weiter mit dem Purser, dem ranghöchsten Flugbegleiter mit Leitungsfunktion an Bord. Und danach folgt die restliche Crew der Flugbegleiter.
Vorn arbeitet das berufserfahrenste Kabinenpersonal, welches auch am längsten Zugehörigkeit zur Airline hat.
Demnach arbeitet hinten die jüngere und auch teilweise weniger berufserfahrene Belegschaft.
Das kann man wunderbar beobachten.
Wo vorn das Personal meist Doris, Bettina oder Wolfgang heisst, zieren Namen wie Lara, Lena und Leon die Schildchen an den glatt gebügelten Blüschen der hinteren Flugbesatzung.
Ernsthaft!
Aus dem Grund lege ich mein, von Flugangst erfülltem Selbst, lieber in die erfahrenen Hände von Doris, Bettina und Wolfgang, wenn’s in einer Notsituation drauf ankommt und sitze so was von definitiv vorn!
Immer!
2. Hinterm Flügel oder vorm Flügel?
Ich mach’s kurz – vorm Flügel! Ohne Diskussion!
Warum? Ganz einfach. Sitzplätze vorm Flügel, oder sagen wir mal bis zur Mitte der Tragflächen, sind weniger betroffen von Bewegungen und Luftlöchern, sprich vorn ist es ruhiger.
Das ist wichtig zu wissen, wenn man Turbulenzen und Geschüttel der Maschine nicht abhaben kann.
Ich hatte bislang 3x das Glück, dass mich Piloten ins Cockpit gelassen haben, während eines Fluges. Ja, so was gibts noch.
Unglaublich faszinierend im heiligen Herzstück der Maschine zu sitzen. Und vor allem ist es dort so ruhig.
Mir wurde erklärt, dass Piloten oftmals gar nicht merken, wenn es die Passagiere in der Blechdose hinter ihnen durchschüttelt.
Von ihnen habe ich auch gelernt, dass wenn man Flugangst hat, besser im vorderen Teil der Maschine sitze, da man dort schlichtweg weniger spürt.
Argument genug für mich, um mir beim Online Check-in immer sofort den besten Sitzplatz im vorderen Teil eines Flugzeugs zu krallen.
3. Notausgänge und Triebwerke? Bitte nicht!
Zum einen muss man bei den Notausgängen während Start und Landung seine Tasche nach oben packen und zum anderen kann man seinen Sitz nicht zurück kippen – auf beides habe ich keinen Bock.
In einer Notsituation ist der Sitzplatz am Notausgang wohl der Klügste, wenn es um Überlebenschancen geht (so sagen Statistiken).
Wer glaubt, dass im Fall einer Evakuierung die Menschen brav warten, bis sie dran sind, um auf die Notrutsche zu hüpfen, irrt gewaltig.
Dann wird gequetscht, getreten und geschlagen – schliesslich geht es mitunter um Leben und Tod.
Da verliert Mensch jegliche Form von Anstand, da regiert der Instinkt!
Ich fühle mich ein Stück weit wohler in der Nähe der Notausgänge zu sitzen. Wenn mal was passiert, wäre ich nicht die Letzte in der Schlange.
Mit einem Sitzplatz nahe den Triebwerken (welche irgendwie Nachbarn mit Flügel und Notausgang sind) ist das eine andere Sache. Ich mag sie nicht.
Die sind mir zu laut und heulen mir vor allem beim Start das grollende Lied der Angst vor.
Mit diesem gewaltigen Turbinengeräusch wird mir die Mächtigkeit dieses Verkehrsmittels nur noch bewusster und erinnert mich an meine Hilflosigkeit.
Bei vielen Flügen schaue ich mir vor der Buchung an, welcher Flugzeugtyp auf der jeweiligen Strecke einsetzt wird, um zu sehen wo die Position der Flügel, der Notausgänge und der Turbinen ist.
Irgendwo dazwischen platziere ich mich dann. Auf Mittelstrecke ist mein Lieblingsplatz meistens 6-11A oder C.
Etwas viel Aufwand und Planerei mag man denken, für mich aber einfach nur Teil des entspannten Reisens.
4. Von Babygeschrei, Neonlicht und Toilettenspülung
Schon mal aufgefallen? Da denkt man, man hat sich auf den besten Platz für einen Flug eingecheckt und was ist?
Man ist entweder umzingelt von Babygeschrei, das Neonlicht der Screens die an den Trennwänden hängen paralysiert einen förmlich oder das unappetitliche Geräusch der ständig röhrender Toilettenspülung zwingt einen wach zu bleiben – und das Ganze für entspannte 14 Stunden, auf dem Weg von Zürich nach Cancun.
Na super!
Vor allem auf Langstrecke ist es daher sinnvoll vorher die DNA des Sitzplans etwas genauer anzuschauen.
So sieht man, dass meist bei den Trennwänden, nach den Bordküchen, immer die Halterungen der Baby-Bassinets verankert sind.
Im Klartext: dort haben Kleinkinder und Säuglinge ihre ‚Gruppenmeetings‘.
Wer damit ein Problem hat, sollte sich nicht unbedingt im Radius dieser Trennwände platzieren.
An besagten Wänden befinden sich zudem die Flatscreens der Airlines, die entweder Flight-News durchlaufen lassen oder darauf hinweisen, dass man ausreichend Wasser trinken soll.
Das schrille Neonlicht, welches von ihnen ausgeht, brennt einem irgendwann förmlich in den Augen und die ständig wechselnden und blinkenden Bilder fangen an zu nerven.
Ich gehe vor diesen ominösen Trennwänden grundsätzlich immer in Deckung, auch weil man seine Beine nicht ausstrecken kann, das Gepäck nach oben verfrachten muss und seinen Miniatur-Klapptisch aus der Armlehne hervorholen muss.
Alles etwas zu ungemütlich für meinen Gusto.
5. Das Stille Örtchen und der Krach
Warum heisst das eigentlich stilles Örtchen? Weil man darin seine Ruhe haben will? Wahrscheinlich.
Nix mit still! Denn diese Teile sind verdammt laut und machen Krach, zumindest in einem Flugzeug.
Wer in der Nähe der Waschräume sitzt (da ist es wieder, dieses Nonsens-Wort), kriegt ständig das tosende Soggeräusch der krawallig dröhnenden Toilettenspülung zu hören. Na prima!
Darum hüte ich mich davor, auch nur in der Nähe der Waschräumchenchenchen zu sitzen. Meinen Ohren und meiner Nase zuliebe halte ich Abstand.
Zudem weiss man ja, dass gerade im Gang vor den Toiletten die Menschen manchmal Schlange stehen müssen, um aufs Örtchen zu gehen.
So kommt es vor, sollte man nahe den Waschräumen sitzen, dass man bis zu 10 wartende Augenpaare vor sich hat, die einen anstarren, während man gerade bei den Schlussszenen von „Liebe braucht keine Ferien“ ordentlich losheulen will.
6. Fenster- oder Gangplatz
Hier unterscheide ich zwischen Kurz- oder Mittelstrecke (1-4 Stunden) und Langstrecke.
Auf Mittelstrecke sitze ich am Gang – vor den Tragflächen, nahe Notausgang und den Turbinen – und hoffe auf einen Turbulenz- und somit angstfreien Flug.
So bin ich immer nach der Landung schnell draussen oder beim Anschlussflug.
Auf Langstreckenflügen liebäugle ich besser mit einem Fensterplatz. Warum? Weil man sich anlehnen kann – nicht nur rückwärts sondern auch zur Seite an die Flugzeugwand.
Goldwert, auf einem langen Flug – ‚Guten Tag Rückenschmerzen und eingeschlafene Füsse‘.
Zudem hat man die Möglichkeit seine 7 Sachen an den Rand zu stopfen und sich so seine kleine Nische der Gemütlichkeit zu basteln.
Hingesetzt & angeschnallt – ich fasse zusammen!
Jeder hat andere Vorlieben, wo er am liebsten im Flugzeug Platz nimmt. Nach unzähligen Flügen quer durch die Weltgeschichte habe ich für mich den besten Sitzbereich in einem Flugzeug gefunden.
Die optimale Kombi für den besten Sitzplatz, wenn ich Langstrecke fliege, sieht folgendermassen aus: im vorderen Teil des Flugzeugs, bis Mitte der Tragflächen, nahe den Notausgängen und möglichst weit weg von Küche, Toiletten und Babytragen. Irgendwo dazwischen.
Und zack, happy!
***
Nun noch ein Wort zur Sicherheit.
Statistisch gesehen, ist die Überlebenschance im hinteren Teil des Flugzeugs um einen Bruchteil höher. Und wir reden hier von 2 bis 3%.
Nicht umsonst ist die Blackbox, mitsamt Flugdatenschreiber und Stimmrekorder, hinten eingebaut.
Wenn ich mir aber überlege, dass ein Flugzeug immer mit den hinteren Rädern zuerst aufsetzt und Mist bauen kann, habe ich an dieser Vorhersage so meine Zweifel.
Ein aktueller Fall, dem der Flugzeugkatastrophe von Moskau, wo die Passagiere der hinteren Sitzreihen allesamt starben und die auf den vorderen Plätzen überlebten, bestätigt für ein Mal meine Vermutung.
Ok, nahe der Tragflächen und der Turbinen ist das Kerosin gebunkert – auch nicht lustig, wenn es hier zu einem Inferno oder einer Explosion käme.
Auf der anderen Seite kenne ich aber auch keinen Fall, wo überlebende Passagiere einer Flugzeugkatastrophe sagten: „Gott sei Dank sass ich heute auf 7A“.
Save travels,
Anna
3 KOMMENTARE
Danke, spannender Artikel mit guter Analyse über den besten Sitzplatz im Flugzeug.
Zufälligerweise genau dort wo auch ich am liebsten sitze: 11A.
Ja, wenn man in den letzten 7 Jahren jeden Monat 1-2 Mal geflogen ist, dann macht man sich solche Gedanken. 🙂
Hey, merci für deinen Kommentar. See you im Dunstkreis der Tragflächen 🙂
Happy week.
Anna
[…] wie ich schon in meinem Blogbeitrag ‚Der beste Sitzplatz im Flugzeug‘ geschildert habe, gibt es Sitzplätze im Flugzeug, auf denen man per se weniger […]