Eigentlich müsste es heissen: „5 Tricks sich mit Handgepäck durchzumogeln, wenn es eigentlich kein Handgepäck ist, weil der Koffer 10kg und mehr wiegt und so viel drin ist, dass er kaum zuging und man ihn hinter sich herzieht, als schleppte man Goldbarren durch die Gegend“.
Ok, zugegeben. Etwas lang für einen catching Titel, was?
Übergewicht getarnt als Handgepäck
Wer kennt die Situation nicht? Die strikten Regelungen darüber, was die Airline als Handgepäck erlaubt und was nicht, machen diese bereits vor der Buchung gross und breit auf deren Website klar.
Geben wir’s doch zu. Leider klafft deren Definition von Handgepäck so manches Mal mit dem, was wir dann bis zum Flughafen als Handgepäck mit uns führen, ein klitzeklein wenig auseinander. Stimmt’s?
Aber diese günstigeren Preise, wenn man nur mit Handgepäck reist, sind einfach viel zu verführerisch.
Viele Airlines bieten mittlerweile Preis-Staffelungen in den Kategorien Light, Smart, Flex an oder was diese sich sonst so an Tariftitel einfallen lassen.
In der Economy unterscheiden sich die Ticketpreise meist in der Kategorie Gepäck oder Umbuchungskosten.
Natürlich wähle ich immer den günstigeren Light-Tarif: nur Handgepäck und ohne Umbuchungsmöglichkeit. Mir ist jedoch schon bei der Buchung klar, dass ich es bestimmt wieder nicht schaffe, das 7kg Kofferlimit einzuhalten.
Was soll überhaupt dieser 7kg-Witz? Wer bitte kann abzüglich Koffereigengewicht eine Transantlatik-Reise mit nur 4-5kg antreten? Mancher Leute Kosmetik wiegt mitunter schon so viel.
Ich muss also darauf setzen, dass mich mit meinen 10kg niemand erwischt.
Das bedeutet, dass niemand vom Bodenpersonal, akribisch alle schwer aussehenden Koffer deren Besitzer abnimmt und unten in die „Kofferlounge“ des Flugzeug verfrachtet.
Weder habe ich Bock bei der Ankunft ewig auf meinen Koffer zu warten, noch will ich das jemand mein Gepäck zerkratzt oder rum schmeisst.
Ausserdem nimmt mir das ganze Koffer aufgeben und abholen meine holy Flexibilität und strapaziert meine Geduld.
Ich sorge also dafür, dass mein Handgepäck aka ‚Little Übergepäck‘ immer schön bei mir bleibt, von Abflug bis Ankunft.
Und dafür bereite ich mich vor. Vor allem wenn meine Waage zu Hause mal wieder anzeigt, dass mein Handgepäck die geforderten Limite überschreitet.
Lasst mich kurz meine 5 Tricks mit euch teilen, wie ich mich mit meinem Handgepäck durchmogele, obwohl es eigentlich viel zu schwer ist, um noch als Handgepäck durchzugehen.
Nennen wir es ‚Project Overhead-Bin‘
Eins sei an dieser Stelle schon mal erwähnt: Von 30 Flügen passiert es mir vielleicht 1x, dass mich jemand bittet den Koffer in den Metall-Korb zu stecken um Masse zu nehmen.
Oder das jemand beim Boarden kurz den Koffer anhebt, um das Gewicht zu checken.
Selbst wenn, dann ist es nicht vorbei! Mein auserkorenes Ziel: Mein Koffer bleibt bei mir und sitzt während des gesamten Fluges brav im Kasten über mir. Wetten, das klappt?
Trick N°1: Koffer wählen, der schlank aussieht
Schwarz macht schlank, ja und nicht nur bei der Kleidung. Echt jetzt! Muster und Farben sehen meist grösser und breiter aus.
Beobachtet mal, wen das Bodenpersonal am häufigsten rauszieht und dann das Handgepäck checkt. Meist sind es farbige Koffer, gemusterte Taschen oder einfach beides.
Das kann man auch leicht daran erkennen, welche Taschen und Koffer dann vor der Flugzeugtür aufgebahrt stehen, die darauf warten, hinunter in den Gepäckraum gebracht zu werden.
In dem Fall wurden die Fluggäste oben am Gate durchgecheckt und haben für ihren zu sperrigen oder schweren Koffer ein Klebeband oder Anhänger erhalten.
Dies signalisiert dem Kabinenpersonal, dass das Gepäckstück runter muss. Ist mir auch schon passiert. Na klar.
Wie es mein kleiner Begleiter dann doch geschafft hat, bei mir zu bleiben? Gleich dazu mehr.
Zudem versuche ich all meine Taschen und Koffer, ja ich habe mehr als nur 2, so zusammenzustellen, dass möglichst viel ineinander passt.
Wenn jemand einen Handgepäckkoffer mit sich führt, noch eine schmale Laptop-Tasche und eine kleine oder mittlere Umhänge- oder Handtasche dabei hat, sieht das nach viel aus. Hier schaut das Bodenpersonal gern genauer hin. Logisch.
Ich achte immer darauf, dass ich zumindest für die Minuten des Boardings, nach wenig aussehe. Ich stopfe alles ineinander und drücke meine Gepäck so weit wie möglich schmal zusammen falls ich es mal wieder übertrieben habe.
Vor allem stelle ich sicher, dass mein Handgepäckkoffer klein und leicht aussieht, meine Umhängetasche mit Laptop, Liquids, Schuhen und meiner Handtasche gefüllt ist, ohne dass sie schwer und sperrig wirkt.
Das ist super praktisch, denn diese Umhängetasche (hier von Longchamp) muss für einige Minuten so tun, als sei sie meine Handtasche. Handtaschen zählen nicht als Gepäckstück.
Fazit: Lasst euer Gepäck schlank oder sagen wir mal, weniger auffällig aussehen. Rote oder farbige Kofferbelts sind auch nicht ratsam, die sind ein Fingerzeig auf das Gepäck.
Stopft so viel ihr könnt ineinander. Nach je weniger es aussieht, desto unauffälliger, desto besser to mogel.
Halten wir es wie ein Panther! Bewegen wir uns schlank und geschmeidig durch das Boardinggate- Dickicht, ohne gross aufzufallen.
Trick N°2: Check-in Counter meiden
Das ist wohl vielen klar. Einmal am Check-in Schalter vorgestellt, ist man gefangen in deren Regeln. Das freundliche Bodenpersonal ist natürlich aufgefordert alle Koffer, und sind sie noch so klein, zu wiegen.
Mittlerweile muss alles schnell gehen. Daher vergisst oder verzichtet man hier und da schon mal auf das Wiegen jedes einzelnen Gepäckstücks.
Dieses Risiko möchte ich allerdings nicht eingehen und checke, wenn immer möglich, online ein. Mit meinem mobilen Ticket kann ich mich am besten an Kofferwaagen vorbei mogeln.
Nur selten erachte ich es als sinnvoll, dem Check-in Counter einen Besuch abzustatten. Und da bin ich auch schon bei meinem nächsten Trick.
Trick N°3: Handgepäck-Anhänger sammeln
Nicht nur, dass ich eine Mini-Bibliothek voll mit Büchern und Reisemagazinen mein Eigen nenne, auch ein kleines Repertoire an Kofferanhängern verschiedenster Airlines zählt zu meinen wohlgehüteten Reisegoodies.
Mit Kofferanhänger meine ich nicht die Teile, in welche man seine Adresse notiert, falls der Koffer mal verloren geht. Nein.
Damit meine ich die kleinen Zettel, die die nette Dame am Check-in Counter an den Koffer hängt, als Beleg dafür, dass sie ihn gewogen und damit das Zertifikat vergeben hat „als Handgepäck zugelassen“.
Dieses kleine Gebaumel aus Papier sagt der Person am Gate, dass der Koffer mit darf und nicht weiter begutachtet werden muss. Quasi ein Freifahrtschein für die Gepäckablage über mir.
Auf diesen Anhängern steht meist die Flugnummer, das Gewicht und das Reisedatum. Ich habe viele davon, alle irgendwann mal gesammelt.
Wie oben bereits erwähnt, muss es heutzutage ja schnell gehen und auf meinen Anhängern steht meistens nur noch das Gewicht und keine Flugnummer mehr. Sehr hilfreich, falls wirklich mal jemand drauf schauen sollte.
Sobald der Flug gebucht ist und ich weiss, mit welcher Airline ich fliege, suche ich den passenden Anhänger dazu raus. Diese sind fein säuberlich verstaut in einer kleinen Kiste mit einem schweren Klotz darin.
Da diese Papierschnipsel auf Reisen immer wieder verknittern und knicken und nach einiger Zeit nicht mehr so frisch und wie „gerade ausgestellt“ aussehen, muss ich sie glätten.
Darum der Klotz.
‚Was für ein Aufwand’, mag man meinen aber nein, dass ist harmlos. Einen übergewichtigen Handgepäckkoffer zu zubekommen ist viel nerviger. Echt jetzt!
Über die Zeit habe ich diverse solcher Anhänger sammeln können, immer dann, wenn mein Handgepäck voll im Gewichtslimit war und ich freiweillig zum Check-in Counter gehen konnte.
Von so ziemlich allen grossen Airlines habe ich welche. Immer bereit gezückt zu werden.
Sobald ich am Flughafen an meinem Gate angekommen bin, zücke ich heimlich meinen Anhänger und befestige ihn gut sichtbar an meinen Reisebegleiter.
Noch NIE ist es mir passiert, dass sich mit dem Teil jemand meinem Koffer auch nur auf weniger als 2m genähert hat.
Airline-Check-in-Anhänger scheinen sowas wie ein elektrischer Zaun zu sein.
Manchmal vergesse ich das gute Stück und das sind dann die Momente, in welchen es passieren kann, dass ich erwischt werde, mein Koffer gewogen wird und ich leicht augenrollend akzeptieren muss, dass ich und Koffer uns womöglich bald trennen müssen. Denkste!
In solchen Fällen habe ich ‚Trick 17 ‚auf Lager, oder hier Trick 4.
Trick N°4: Aufgabegepäck-Kleber verschwinden lassen
NEIN, es ist natürlich nicht so, dass wir hier mit unlauteren Mitteln spielen. Gaaar nicht! Immer schön brav halten wir uns an die Regeln der netten Dame am Gate und der Airlines.
Wie eben beschrieben kann es vorkommen, dass man sich bis hierhin durchgemogelt hat, mit einem überwichtigen Gepäckstück, getarnt als Handgepäckkoffer.
Und dann in letzter Sekunde muss man dann doch noch Klein-Rimowa hergeben um ihn wiegen und vermessen zu lassen.
Bevor man es sich versieht, bekommt er einen Klebestreifen umgehangen, zusammen mit der Anweisung, dass man ihn unten vor dem Einstieg an die Seite stellen soll.
Das Codewort dafür, dass der Koffer mit runter in den Gepäckraum muss. Manno.
Damals schritt ich noch traurig lahmend die Gangway hinunter. Meine gedankliche Sekunde in der ich Abschied von Rimowa nahm.
Heute, wenn mir das passiert, lächle ich der Dame aka Kofferdiebin nur nett zu und hüpfe die Gangway hinunter Richtung Flugzeug.
Ich weiss mittlerweile, dass es mir dann auf „mysteriöse Weise“ passiert, dass zwischen Boarding-Gate und Flugzeugeingang, dieser kleine Klebestreifen einfach verschwindet.
Ich weiss auch nicht wie das passiert aber traurig bin ich darüber natürlich nicht…
Kommt schon Jungs! Egal wo der Koffer ist, oben oder unten, er ist sowieso irgendwo im Flugzeug. Was spielt es also für eine Rolle.
Trick N°5: Der Koffer muss schweben
Naja, nicht à la David Copperfield aber schweben im Sinne von leicht aussehen.
Wer glaubt, dass ein Koffer, der ein Mal im Gastraum ist, nicht mehr runter in den Gepäckraum kommen kann, irrt!
Die Stewardessen haben schon noch die Handhabe, einen übrigen Koffer, der sich nicht mehr verstauen lässt, weil zu gross oder zu schwer, runter bringen zu lassen.
In Flugzeugen warten alle paar Reihen Flugbegleiter auf die eintreffenden Gäste und sagen höflich ‚Guten Tag, herzlich Willkommen‘.
Wer sich dann halb den Rücken verrenkt und mit stöhnendem Elan versucht das Stück Übergewicht in den Kasten über den Sitz zu hieven, gerät ins Visier.
Und das meine ich mit Schweben. Das Teil muss leicht und luftig aussehen, so wie Handgepäck eben sein sollte.
Kurz Luft holen, alle Muskeln anspannen und mit einem Hauruck das Teil nach oben fliegen und in den Overhead-Bin gleiten lassen.
Lächeln nicht vergessen und kurz mit einem Nicken der Stewardess signalisieren ‚Is` voll leicht das Ding‘.
Erst dann hat man Ruhe. Klappt für mich wirklich immer.
Vereint im Gastraum fliegen mein Koffer und ich Richtung Reiseziel. Kein Warten nach der Ankunft, geradewegs gehts ab ins Hotel oder zurück nach Hause. Herrlich!
***
Für mich ist es einfach bequemer mit Handgepäck zu reisen. Handgepäck kostet (meistens) nix oder weniger als Aufgabegepäck. Zudem spart man Geld und Zeit. Kein nerviges Anstehen und Gedränge am Kofferband nach der Ankunft.
Natürlich kann man letztlich schon noch ins Schwitzen kommen, wie damals in der Schule, als man dachte ‚Hoffentlich komme ich nicht zum Test nach vorn‘.
Für diesen Fall einfach mal einen meiner Tricks ausprobieren. Und selbst wenn das Handgepäck eingecheckt werden muss, Hauptsache es ist da – ob oben oder unten, irgendwo in der Blechdose.
Have a safe flight!
3 KOMMENTARE
Wow, wirklich toller Beitrag! Tolle Tipps und richtig unterhaltsam, musste paar mal schmunzeln. Habe beim Handgepäck nie wirklich mogeln müssen – doch die Tipps sind richtig gut.
Ich Reise wahrscheinlich nicht einmal so viel wie du, aber für mich und viele Backpacker allgemein Pflege ich eine Liste für Hangepäckmaße- und Gewicht zahlreicher Airlines auf https://www.sorglosfliegen.de/handgepaeck-erlaubte-masse-und-gewicht/ . Dort kann man sich schnell einen Überblick verschaffen, welchen Koffer man für einen Tripp benutzen kann. (wenn man mal nicht mogeln will)
Lass mich wissen was du davon hältst 🙂
Hi John, danke für deinen Kommentar und das Kompliment. Das freut mich immer besonders – wenn ich nicht nur Erlebnisse teilen und informieren kann, sonders vor allem, wenn ich den Leser zum Schmunzeln bringe. Check!
Tolle Tipps auf dem Link. So was find ich immer echt spannend zu lesen. Und mit dem Mogeln ist es so seine Sache, denn im Prinzip wiegt ja nicht wirklich jeder einzelne Koffer der an Bord geht exakt 7kg. Und das was ich selbst bei meinem Fliegengewicht zu wenig wiege schlage ich mal frech bei meinen Habseligkeiten drauf. Andere schaffen das Dreifache allein schon beim Körpergewicht. Also man kann es sehen wie man will. Danke fürs Lesen und happy travels für dich. Anna
Lustig, ja, wenn man sieht was einige so als Körpergewicht mitschleppen wären so einige Koffer gerechtfertigt. Von Billigairlines wurde sogar mal diskutiert ob es für leichtere Menschen Reduktionen geben soll (Aufpreis für schwere Menschen schien zu diskriminierend). Wurde aber auch mit harscher Kritik abgelehnt.