14 Tage nach den ersten restriktiven Massnahmen durch den Bundesrat an die Schweizer Bevölkerung und Zürich befindet sich im Corona-Schlaf. Ich sehe komische, fast schon surreale Szenen in dieser wunderschönen Stadt. Zürich ist verlassen, einsam, ausgestorben.
Täglich auf dem Weg zur Arbeit, wenn ich nur in der Ferne mal einen anderen Homo Sapiens sehe, werde ich daran erinnert: ‚Ach ja, es ist ja Corona‘. Fehlt nur noch, dass irgendwo das trostlose Lied der Prärie pfeift und Heuballen wild durch die Gassen tanzen.
Nein, wirklich.
Etwas unheimlich, wie glanzlos diese Stadt wirkt, wenn keine Menschen umherlaufen und keine glitzern leuchtenden Geschäfte Zürichs prachtvolle Bahnhofstrasse dekorieren. Selbst der See präsentiert sich in tristem Grau und gibt keinen Mucks von sich.
Das Virus geht um und so ist das bunte Treiben zunächst in Quarantäne verfrachtet. Dem Puls der Stadt der Stecker gezogen. Zürich – wie ein verlassenes Kind im Einkaufsparadies, dass verzweifelt nach seinen Eltern plärrt.
Ein leicht melancholisch, gar trauriges Bild der Limmatstadt. Zürich ist menschenleer und trostlos – infiziert und ausgeknockt. Wer weiss schon, für wie lange noch.
Endlich kann ich die Einsamkeit von Will Smith im Film ‚I am Legend‘ nachempfinden.
Im besagten Blockbuster streift er tagein tagaus mit seinem Hund durch die verwaisten Strassen von New York. Aber Momentchen Mal, hatte er sich damals nicht der Essensvorräte in verlassenen Läden bedient?
Tausche Nudeln gegen WC-Papier
Haben Konserven, Nudeln und WC-Papier Home-Office, oder was?
Was bitte ist denn hier los? Ich bin schockiert. Ist die DDR etwa zurück? Leere Regale im Sonne-Wölkchen-Luxusland.
Klar gibt es täglich Nachschub aber für wie lange noch? Angst macht sich breit. Unweigerlich. Kaum Menschen auf den Strassen und dann ist noch das WC-Papier ständig ausverkauft. Und bitte wann kann ich meine Tagliatelle von Buitoni wieder kaufen?
Welcher Idiot hat eigentlich überall rumerzählt, dass man in Krisenzeiten vor allem Toilettenpapier braucht? Kann man das aufbacken?
Meine kurze Feldstudie durch die leeren Gänge der Migros & Co. lässt mich vermuten, dass die ganzen Menschen in der Post-Isolationsphase (aka „NachDiesemGanzenScheiss“) entweder die besten Köche, übergewichtig oder Alkoholiker sind. Oder von allem ein bisschen.
Kochmagazine, Feinkostläden und Fitnessstudios werden im Danach wohl kaum ums Überleben kämpfen müssen, genauso wenig wie Klopapier-Hersteller. Für alles andere gibt’s dann noch Psychopharmaka oder einen Scheidungsanwalt.
Eben war doch noch alles gut?
Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie ist nicht nur die Schweiz in sehr kurzer Zeit in eine zuvor kaum denkbare Ausnahmesituation geraten. So schnell kann’s gehen!
Während die Welt hinter den 7 Bergen vor 3 Wochen noch in Ordnung war, herrscht jetzt überall deprimierte Stimmung, wie vor einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Betrübte Gesichter, wenn man mal eins sieht, hängende Schultern und Unsicherheit, so weit das Auge reicht. Verständlich.

Alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sind abgestellt. Die Welt in Ohnmacht, eine Zeit der Beschränkung und der Fokussierung auf das Wesentliche. Was bleibt einem auch anderes übrig? Das rasante Tempo des Alltags ist komplett ausgebremst. Wer hätte das jemals gedacht?
Selbst-Quarantäne und Home-Office sind die Worte du jour und das geliebte zu Hause mutiert zur Ausnüchterungszelle mit Sicherheitsschloss. Na toll.
Wo sind denn alle?
Leere Bahnhöfe und Züge und mehrheitlich verlassene Strassen. Ich bin fasziniert und verwirrt zugleich. Wo sind die ganzen Menschen hin? Ach ja richtig, zu Hause.
Der Sound der Strasse ist verstummt, die Lichter erloschen. Das reale Leben erleidet einen Herzstillstand, dessen Reanimation noch etwas warten muss.
Und was passiert dann? Zürich am Beatmungsgerät? Meine Lieblingsläden dauerhaft geschlossen? Wird alles (noch) teurer? Gibt es überhaupt ein richtiges Danach?
Es gibt Dinge die dürfen nicht einfach weg sein. Die müssen immer da bleiben, damit sie eben da sind.
Das traurig Schöne daran ist, dass es gerade allen so geht. Ist das nicht wunderbar? Alle bleiben gemeinsam miteinander stehen, die ganze Welt! Man verpasst schon nichts da draussen. Oder doch?
Ich will das andere Leben zurück. Bitte ab morgen, ja?
Und wie einen Patienten auf Intensivstation zu besuchen, fahre ich fast täglich runter in die City – nur mal kurz hallo sagen, der Stadt, mit der ich seit 12 Jahren ein Date habe.
Zürich, ich warte auf dich an deinem Krankenbett.
Anna
10 KOMMENTARE
Liebe Anna,
du hast es auf den Punkt gebracht ????. Beim lesen Deines Beitrages bekommt man ein weinendes und ein lachendes Auge.
Danke für Deinen Blog mach weiter und vorallem bleib gesund ????
Das ist so lieb von dir geschrieben. Bleib du auch gesund, dicke Umarmung „social-distance“-like 😛 Alles Liebe, Anna.
Love it
Oh danke dir vielmals. Alles Gute und bleib gesund. Anna
Corona Blues wohin das Auge reicht…
Sehr gefühlvoll geschrieben, konnte nahezu spüren, wie dein Herz weint.
Liebste Grüße
Öpte
awwww sweeetie. Freu mich immer wenn du liest und dann auch noch kommentierst. Das nenn man Verbundenheit zu Zeiten des Social Distancing. Nur mit den 850km Abstand übertreiben wir’s grad. :‘-( Heart you!
Loved it 🙂
So denke ich wir haben es egal wo wir sind. Eine Welt ohne Puls.
Danke
Liebe Ruth, das freut mich so, dass du mich liest. Sobald ihr wieder geöffnet habt, bin ich wieder euer Gast https://brucke49.ch – bitte unbedingt Mail schicken, wenn ihr wieder on air seid. Alles Gute für euch. Herzliche Grüsse
Unsere Gedanken, können wir bei dir lesen , danke ????
So lieb. Danke dir. :-*