Der Süden, das Hinterland und viele unbewohnte Landstriche in Neuseeland müssen atemberaubend sein.
Immer wieder hatte ich gehört, dass die Natur, die Luft und das weite Grün hier unbeschreiblich schön sein soll.
Nun bin ich eben eine echte Stadtpflanze und wählte als Schnupperdestination in Neuseeland Auckland.
Von dort aus wollte ich auf Weinerkundung gehen, so mein Plan.
Schliesslich musste ich mal nachschauen, wo mein Lieblingswein angebaut wurde.
Einfach mal weg vom weg
Nach einem Tag in Auckland war ich so ziemlich durch mit der Stadt und hatte meiner Meinung nach alles gesehen, was es wichtiges zu sehen gab.
Die Szenerie der Lord of the Rings Trilogie oder die des Hobbit-Movies reizte mich null. Touri-Ripp-off, nein danke!
Ich wollte auf Weintour gehen. Und so kam es, dass ich mir ein Ticket nach Waiheke Island sicherte.
Hier wollte ich auf den Spuren meines Lieblingsweissweines wandern und rausfinden, wo viele der Neuseeland Sauvignon Blancs so herkommen.
Waiheke – ‚Island of trickling water‘
Ein Māori-Name für diesen Ort ist Motu-Wai-Heke, was „Insel des tröpfelnden Wassers“ bedeutet.
Einen Känguruh-Jump von Auckland entfernt, ist die Insel Waiheke in einer halben Stunde per Schnellboot zu erreichen.
Schon die Fahrt dorthin ist traumhaft.
Unterwegs winken einem Segel-turner und Nussschalen Paddler fröhlich hinterher. Warum winkt man sich zu Wasser eigentlich immer zu?
Die Weite des Wasser scheint einen wohl beschwingt und frei zu machen!
Wenn man in die Bucht Waiheke’s einfährt fällt einem spontan St. Barth, Antibes, die Hamptons ein.
Irgendwie hat die Waiheke Bay von allem etwas.
Vor einem erstreckt sich dann eine saftig grüne Hügellandschaft auf denen hier und da Palmen auszumachen sind.
Ein bisschen wie Ankommen auf Gullivers Insel. Oder wo hatte noch der neueste King-Kong-Film begonnen?
Ich war gespannt.
Waiheke gilt als eine Oase der schönen Weinberge, Olivenhaine und Strände.
Wunderschön und unkonventionell soll sie sein, diese 20 km lange Insel, die Künstler, Weinliebhaber, Feinschmecker und Freigeister anlockt.
Seine vielen Halbinseln ähneln den Tentakeln eines riesigen grünen Oktopus, der aus dem Meer steigt, um sich im warmen, trockenen Mikroklima des Hauraki-Golfs zu sonnen.
Fortbewegung auf Waiheke
Beim Kauf des Ferry-Tickets kauft man am besten gleich ein Ticket für den Inselbus oder den Hop-on-Hop-off Shuttle mit. Zusammen für ca. 35€ zu haben.
Wenn man gern allein und flexibel unterwegs ist, kann man sich auch ein Taxi schnappen oder ein Auto mieten.
Sich auf der Insel fortzubewegen, ist ziemlich unkompliziert.
Ansonsten einfach ein paar km zu Fuss marschieren, was ich zum Beispiel, wann immer möglich, bevorzuge.
Ich freue mich immer über grüne Balken auf meinem Schrittzähler.
Waiheke Wetter
Auf Waiheke herrscht, wie in Auckland und den meisten Teilen Neuseelands, subtropisch ozeanisches Klima.
Das Wetter auf Waiheke wechselt schnell und kann etwas kühler sein als in Auckland. Dennoch ist es ganzjährig mild.
Da es an den Strandabschnitten immer eine leichte Brise hat, sollte man einen Sweater für alle Fälle dabeihaben.
Sonnenlotion SPF 50, Sonnenbrille und eventuell einen Hut nicht vergessen!
Wenn man auf Wine-Trail geht, sind die Höhenunterschiede und somit die wechselnde Sonneneinstrahlung nicht zu unterschätzen.
’Wai the Heke‘ ist der Wein so gut?
In Neuseeland herrschen ausgezeichnete Bedingungen, um Wein anzubauen.
Viele Sonnenstunden und eine intensive Sonneneinstrahlung sorgen dafür, dass die Trauben langsam reifen können.
Zusätzlich sorgt die abendliche Meerbrise dafür, dass die Aromen in den Trauben erhalten werden können.
Angeblich spielen auch die Böden eine Rolle, die aufgrund des vergleichbar geringen Alters Neuseelands sehr unterschiedlich sein können.
Die Winzer sind einerseits weniger den Traditionen verhaftet als in Europa. So sind sie oftmals sehr experimentierfreudig.
Anderseits sind auch einige sehr gute Winzer aus Europa nach Neuseeland gegangen, weil sie dort ideale Bedingungen für den Weinbau finden konnten.
Der Umweltschutz steht hier sehr stark im Fokus und fast alle Weine werden nachhaltig angebaut. Zusätzlich nutzen immer mehr Weingüter biologische oder biodynamische Anbaumethoden.
Aufgrund des Klimas gibt es hier aber auch sehr wenig Schädlingsbefall.
Cheers!
Wohin auf Waiheke
In meinem Hotel in Auckland riet man mir, ich solle nicht unbedingt gleich im Radius des Ferry Terminals auf Weinverkostung gehen.
Obwohl es wundervolle Wineries, also Weingüter, mit fantastischem Ausblick gab, sollte es dort wohl etwas zu überlaufen und touristisch sein.
Du meine Güte, bloss weg!
Je weiter man ins Hinterland verschwindet, desto einsamer wird es und desto weniger Menschen findet man auf den einzelnen Landstrichen, Weinbergen und Weingütern vor.
Das klang nach mir! Also auf ins Hinterland!
Onetangi Beach – Weinender Sand
Es verschlug mich in den Nordosten der Insel, vorbei an kleinen Buchten mit Segelbooten, massenhaft Weinbergen, dunkelgrünen Hügeln und diversen Strandabschnitten.
In Onetangi (weeping sands) angekommen, war ich verzaubert von dem fast verlassenen Küstenstrich und den kleinen Cafés und Strandhäuschen, die die Bucht umrahmten.
Irgendwie muss man sofort die kleine Holztreppe zum Strand runtersteigen und im Sand waten.
Wenn diese Szenerie nicht geradezu nach einem Strandspaziergang schreit.
Wer es lieber vorzieht, kurz innezuhalten und Onetangi erst Mal bei einem heissen Latte zu geniessen, dem empfehle ich das Boathouse, direkt am Strand.
Hier hat man es dann wieder – das ‚St.Barth-Antibes-Hamptons‘ -Feeling.
Weingut Casita Miro
Nach einem kurzen Strandspaziergang und 1 Trillion Fotos ging es weiter zu meiner anvisierten Wein- und Lunch Destination – der Casita Miro.
Der Ausblick sollte einfach atemberaubend und das Herrschaftshaus mit Restaurant dekorativ von Gaudi und seiner berühmten Mosaik Keramik inspiriert sein. Das Essen versprach spanische Akzente.
Vor allem aber war die Casita Miro ein kleiner Geheimtipp auf der Insel. Es hatte weniger Touristen und einen Hauch von ‚handmade’, so sagte man mir.
Der Fussmarsch vom Strand bis hoch auf die Weinberge war etwas mühsam aber machbar.
Es ging vorbei an kleinen Aussichtspunkten, Wohnhäusern und Gärten. Oben angekommen, sind Fotos von der Bucht ein Must.
Für eine Sekunde kann man dort auf dem Hügel schon ein mulmiges Gefühl bekommen.
Einsame Strassen und keine Menschenseele weit und breit.
Auf der Casita Miro angekommen, geniesst man erst Mal den Ausblick auf das kleine geschwungene Tal mit seinen Weinreben, die ordentlich nebeneinander aufgereiht sind.
Mir gefiel die praktische, ungezwungene Einfachheit des Restaurants. Die Karte bot maximal 10 Gerichte. Kleine Auswahl mit Frischegarantie! Me gusto mucho!
Genau dies versprachen mein kleiner Ensalada Fresca und die Goat Cheese Croquettas.
Dazu, wie sollte es anders sein, genoss ich ein Glas Sauvignon Blanc, direkt aus der Weinkelterei nebenan.
Der Wein schmeckte natürlich genau wie zu Hause. War ja klar!
Zu guter letzt offerierte man mir noch eine Art Portwein, als Dessert! Eigentlich nicht mein Ding aber ich dachte, wenn ich schon mal hier bin, why not?!
Mit der Deko Gaudis drumherum hatte ich das Gefühl kurzerhand in Barcelona zu sein.
Die kleinen Olivenbäume rundeten die Idylle ab, die mich jetzt irgendwie auch an die Weinberge der Toscana erinnerte.
3 Stunden verflogen wie im Nu.
Wine Trail – über Stock und Stein
Was ich auf der einen Seite vom Strand her hochmarschiert war, wollte ich auf der anderen Seite des Hügels wieder nach unten laufen, entlang der angezeigten Weinroute.
Davon rate ich grundsätzlich ab, wenn man bereits ein paar Gläser intus hat. Zu mühsam, zu anstrengend, kein Vergnügen.
Bei der Wanderung geht es bergauf, bergab, entlang saftigen Grüns, vorbei an endlosen Weinreben, kleinen Senken und Tälern, über die Weite der Insel hinweg.
Atemberaubend schön, aber eben anstrengend!
Jeder der auf Waiheke einen Tag oder länger verbringt, sollte ein Wine-Trail machen. Unbedingt!
Man kommt auf dieser Route selbstverständlich an verschiedenen Wineries vorbei. Überall kann man anhalten, eine Weinverkostung machen und weiter wandern.
Wozu sonst kommt man auf diese Insel? Ein bisschen Hobby-Sommelier spielen, für einen Tag?
Irgendwie konnte man ganz schön allein sein auf dieser Insel. Unglaublich!
Auf dem Trail kreuzte ich einige Weingüter, die herrlich einladend aussahen. An diesem Tag war ich allerdings bedient und schlenderte zurück in die Zivilisation.
Irgendwo unten an der Strasse angekommen, nahm ich den nächstbesten Bus runter zum kleinen Hafen.
Kurz darauf legte mein Boot auch schon wieder ab Richtung Auckland.
‚Mihi‘ auf Waiheke
Kaum zu glauben, hatte ich doch wirklich einen ganzen Tag auf dieser Insel verbracht. Was umherwandern, verlaufen, essen und trinken tatsächlich an Zeit kostet?!
Ich verliess die Insel bei Sonnenuntergang mit wunderschönen Eindrücken.
Unfassbar, dass kurz ausserhalb von Auckland eine Insel liegt, die so zauberhaft ist.
Wenn man weit geflogen ist, ist Waiheke ein guter Ort, um den Jet Lag auszubooten.
In vielerlei Hinsicht ist die Insel ein Mikrokosmos von Neuseeland selbst – gesegnet mit überwältigender Natur, verdammt gutem Wein und glücklichen, einladenden Menschen.
Wo auch immer die alle steckten.
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Gullivers Insel am Fusse einer Grossstadt – Weintrauben inklusive!
Vom Heck meines Bootes beobachtete ich die schäumende Spur, die wir im Wasser hinterliessen und am Horizont die immer kleiner werdende Weininsel.
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[…] wenn man hier und da ein Foto auf meinem Instagram-Account mit Weinglas sieht, bin ich kein grosser Alkohol […]