Es war Morgen auf Bali. Der ideale Zeitpunkt einen neuen Reiseblog zu schreiben, genau dann, als mein Wifi im Zimmer `nen Abflug machte.
Im zaghaften Blau des Sonnenaufgangs, inmitten des Dschungels, stand ich also kurze Zeit später an der Rezeption meines Hotels, um nach funktionierendem WLAN zu fragen.
Vor mir ein etwas ungehaltenes Pärchen nach einer offensichtlich langen Reise. Vermutlich aus den VAE.
Die Diskussion war schon im vollen Gange.
Augenscheinlich hatte der Herr seine Höflichkeit in der First Class seines Fliegers vergessen, denn die Art und Weise wie er die kleine friedvolle Balinesin hinter dem Mahagoni-Tisch anfauchte, machte mich schier sprachlos.
Er wollte partout nicht akzeptieren, dass er die Kaution des Zimmers nicht in bar hinterlegen konnte und entleerte seine morgendliche Portion Frust just in diesem Moment.
Seine Stimme wurde grolliger, die schmächtige Rezeptionistin immer zittriger. Offensichtlich wollte sie nett sein, so wie es üblich ist für Menschen auf Bali.
Jetzt reicht’s im Dschungel!
Und ich dachte mir nur ‚Hey, es ist Bali, Urlaub, Paradies – was gibt’s hier 7 Uhr früh morgens zu meckern?‘.
Ich beobachtete das fremd beschämende Debakel ein paar Minuten lang wie es hin und her ging, bis es mir irgendwann reichte.
Ich blickte ‚Mister Ungehobelter Klotz‘ von der Seite an und schnauzte, natürlich in aller Freundlichkeit: „Sei verdammt noch mal freundlich, du Idiot!“
Auch nicht die feine englische Art, ich weiss. Aber zum Glück bin ich ja Deutsche.
Dieser Rüpel starrte mich an und sagte nichts. Ich dachte mir nur, gleich krieg’ ich eine rein!
Zum Glück klaubte er wortlos seine Sachen zusammen, bedeutete seiner schweigsamen Begleitung ihm umgehend zu folgen und entschwand im Dickicht der Dschungelanlage.
Kopfschüttelnd schaute ich ihm nach.
Und es war nicht das erste Mal, dass ich beobachtete, wie sich Menschen gegenüber Tourismuspersonal einfach unmöglich verhalten.
Gleich flipp ich aus!
Was fällt so einigen Menschen eigentlich ein, das Gegenüber im Urlaubsparadies respektlos, frech und abschätzig zu behandeln?
Denken die Leute ernsthaft, bloss weil sie für etwas Geld bezahlt haben, dürfen Kellner, Rezeptionisten, Zimmermädchen oder anderes Servicepersonal wie der letzte Dreck behandelt werden?
Das frage ich mich wirklich.
Mir fällt jedenfalls auf, dass hier und da im Flieger, Hotels oder am Pool, immer irgendwo eine Generalversammlung an dreist frechen Idioten zu tagen scheint.
Über was sich die Leute im Urlaub alles aufregen und beschweren, und dies auf dem niedrigsten Niveau ihrer Erziehung kundtun, darüber liesse sich ein Buch schreiben.
Oder eben diesen Reiseblog.
Hauptsache unfreundlich!
Ich komme öfter in den Genuss, mich mit einigen Hoteliers auszutauschen, schon allein, weil mich deren Arbeitsalltag interessiert.
Vor den Kunden stets freundlich und zuvorkommend, auch in kritischen Situationen, erzählen sie inkognito gern mal über die Eskapaden der Gäste – frei von der Leber weg.
Deren Geschichten übertreffen in der Tat jegliche Fantasie an schamloser Unfreundlichkeit.
In diesem Reiseblog erzähle ich von meinen kürzlich gemachten Erfahrungen an Dreistigkeiten auf Reisen und widme diesen Beitrag allen Reisekollegen und Mitarbeitern der Tourismusbranche.
1. Der Käsewürfel Faux-Pas
Geld haben und einen auf Lifestyle machen – wohl kein Garant für wohlerzogenen Benehmens.
Unfreundlichkeit kennt keine Sterne und manchmal trägt sie Fliege.
Eines morgens am Frühstücksbuffet in einem der nobelsten und atemberaubendsten Hotels auf Sardinien, dem Petra Segreta Resort, traf Käsewürfel auf Mister Fliege.
Während die elitären Hotelgäste in dieser entspannten, liebevollen Atmosphäre ihren Frühstückshappen mit Aussicht auf die Costa Smeralda genossen, entschied der piekfeine Herr mit Propellerschnürung am Hals, sich dem vorzüglichen Käse des Hotels zu widmen.
Offensichtlich aus einem fremden Land (wo scheinbar „Benehmen“ ein Fremdwort ist), schrie er plötzlich quer über die idyllische Terrassenlounge: ‚Hey! You! Come here! The cheese, the damn cheese!‘.
Was ist bloss mit dem Käse los?
Auch ich drehte mich gestört herum, mit der leisen Vorahnung, dass der Käse womöglich 2 Augen und 3 Beine hätte.
Ich meine, was sonst sollte es mit einem Käse auf sich haben, den man sich zuvor selbst vom Buffet auf seinen Teller gestapelt hatte?
Proletenhafter als jeder Trunkenbold auf Mallorca, empörte er sich vor dem Servicepersonal, dass der Käse frecherweise in Würfel geschnitten ist und er bitte schön eine Erklärung haben wollte, wie er die nun auf sein Sandwich drapieren solle.
Anscheinend mundete dem Herrn nach einem Käseschnittchen…?
Anstatt nach ein paar Scheiben Pecorino zu fragen, wollte er partout nicht begreifen, dass Parmigiano Reggiano Käse nun mal in gestückelten Brocken anstelle von Scheiben serviert würde.
Mit scheppernden Fausthieben auf den Tisch untermauerte er seinen Frust über diesen masslos frechen Käse, bis der Manager des Hotels kam – ein Italiener.
Mit einem ruhigen „Signore, ….scusi….ma io…ospiti…“ und einer wegweisenden Geste mit der Hand, „empfahl“ er dem Herrn höflich, einen anderen Morgen mit besserem Fuss aufzustehen und dann gern wiederzukommen.
Verschwinden Sie, aber dalli!
Grande Classe, wie wir anderen Gäste fanden.
Just in diesem Moment dachte ich schon, es gäbe gleich einen Abschiedsapplaus, als dieser Flegel mit Fliege den Abflug machte.
Ab sofort sind mir Leute mit Schleife suspekt, welche zum Sonntagsbrunch in lässiger Atmosphäre mit einem Kragenbinder auftauchen.
Das Servicepersonal sei gewarnt: Am besten man reiche denen gleich ein Käsemesser, sobald solche Leute den Frühstückssalon betreten.
2. Silencio mit Extra-Krach!
Das wohl ruhigste Resort, in welchem ich jemals abgestiegen war, abseits vom mallorquinischen Touristentrubel, fernab von Ballermann, Bierschenken und Schnöselclubs.
Das Cap Rocat.
Ankommen und Stehenbleiben ist hier die Devise. Eine riesige Festung, frühere Heimat von Militärs und spätere Herberge von Kriminellen als Gefängnis.
Dieser Ort ist an Erstklassigkeit und aussergewöhnlichem Luxus schwer zu überbieten.
In dieser Abgeschiedenheit bietet dieses 125 Mio. Euro Resort absolute Stille und Ruhe, die nur ab und an vom Rauschen des Meeres in der Bucht begleitet wird.
So überraschte es mich, als ich während meines Aufenthalts an der Rezeption vorbei schlenderte und Folgendes mitbekam:
Eine Dame, welche erst am Morgen mit ihrer Tochter angereist war, blaffte das Personal an und wiederholte unaufhörlich, wie laut es hier denn sei.
So schrecklich laut.
Lauter geht’s wirklich nicht!
Sie könne nicht entspannen und was für eine bodenlose Frechheit das sein würde.
Häh? Ein Ort, an welchem die Stille quasi erfunden wurde, sei zu laut? Instinktiv streckte ich meine Ohren zur Seite, um kurz zu testen, ob ich vor lauter Ruhe vielleicht sogar taub geworden sei?
Natürlich nicht.
Auf Meckerziegen geschult, versuchte das tiefen entspannte Personal die wild um sich fuchtelnde Dame zu beruhigen. Alle am Empfang gaben sich sichtlich Mühe um zu verstehen, was sie denn eigentlich meine.
‚Krach? No lo sabemos!’
Völlig ungehalten schloss sie ihren Erguss an übertriebener Unhöflichkeit im Ton und Jargon, dass sie nun sofort abreisen müsse. Sie hielte es hier keine Sekunde länger aus.
Haha, ‚Was für eine Knalltüte’, dachte ich bei mir.
Schmunzelnd zog ich weiter und beschloss für mich, dass die Frau wohl schlichtweg vergessen hatte, ihre Pillen zu nehmen.
Oder womöglich hatte sie soeben herausgefunden, dass ihr Mann sie betrügt und sie nun unbedingt irgendwie versuchen musste, das horrend teure (vorausbezahlte) Zimmer zurückerstattet zu bekommen, um dann schnell nach Hause zu eilen.
Wer weiss das schon.
In solch einer stillen Umgebung, können einem die eigenen Gedanken schon mal einen lauten Streich spielen.
Aber, shhhhhh!
3. Sonnenfinsternis mit Loch
Den Vogel schoss kürzlich echt ein Gast im selbsternannten 6 Sterne Hotel (oder sind es gar 7?) in Dubai ab – dem Burj al Arab.
Nichtsahnend liege ich gemütlich auf meinem Sun-Lounger am Pool. Neben mir ein Hotelgast mit, wie ich fand, zu knappen Badeshorts.
Nennen wir ihn Igor!
Igörchen verlangte mehrmals lautstark nach Aschenbecher, zusätzlichem Handtuch und Bier. Aber bitte soforrrt!
Nicht zuletzt brüllte er nach dem Guest Relation Manager des Hotels. Er hätte was zu klären. Aber bitte noch soforrrter!
Umgehend stellte ich meine Lauscher auf Empfang. Was blieb mir bei 33cm Abstand auch anderes übrig?
‚Jetzt gehts los‘, dachte ich mir, als sich ein kompetent gekleideter Mitarbeiter des Hotels bei 32 Grad den Sonnenliegen näherte.
Igor fing an sich über ein winziges Loch in seinem Verdunkelungsvorhang im Schlafzimmer zu beschweren. Dies hätte er am Morgen bereits schon an der Rezeption getan aber bislang keine Rückmeldung erhalten.
Wie unverschämt!
Er erklärte erneut, dass morgens die Sonne so „stark“ durch das kleine „Loch“ im Vorhang zum Fenster herein scheine, was er schier nicht ertrüge.
Augen zu beim Aufwachen!
Das grelle Licht „blende“ ihn. Man sähe die Sonne durchscheinen und dies sei inakzeptabel für solch ein Hotel.
Ja, klar! Sonne in Dubai – unerhört!
Der versierte Manager versprach, sich darum zu kümmern.
Nach einer Weile kam dieser zurück, um dem Gast mitzuteilen, dass alles geprüft worden sei und Igor keinen Grund hätte sich zu beklagen, die Vorhänge seien neu und völlig makellos.
Innerlich stellte ich mir vor, wie das Hotelpersonal drinnen keinen Finger rührte, der Guest Relation Manager die Stoppuhr stellte, seine Finger manikürte, sich um andere Gäste kümmerte und nach einer passablen Zeit zum Pool zurückkehrte.
7-Sterne Gardinen ohne Makel
Igor war entsetzt! Eine kleine Diskussion brach aus.
Anscheinend bestand er darauf, dass man ihm sofort einen neuen Vorhang klöppelte.
Ha, denkste! Weit gefehlt – Igor wollte was vollkommen anderes.
Mit lauter Stimme beharrte er auf seine Version der Wiedergutmachung. Es sei wohl das Mindeste, dass er ein Upgrade in eine Präsidenten Suite bekomme.
Boah, ich dachte ich höre nicht richtig!
Sofort zückte ich meinen Notizblock.
Wenn das jetzt funktionierte, dann musste ich diesen Trick 17 sofort aufschreiben, nur für die Zukunft!
Natürlich funktionierte es nicht!
Der Manager bot ‚Mister knappe Shorts‘ an, seinen Drink am Pool zu übernehmen und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten.
Er verabschiedete sich mit der Information, dass sich soeben der Scheich persönlich für die Präsidenten Suite angemeldet hätte und sie somit leider nicht mehr zur Verfügung stünde.
Nastrovje Igor! Auf eine Portion Anstand, Höflichkeit und eine Badeshorts in deiner Grösse!
Ein Versuch war’s wert!
4. Vielleicht einfach mal das Kläppchen halten, Idiot!
Freundlichkeit ist eine persönliche Charaktereigenschaft, eine Tugend, eine Haltung und sie ist lernbar.
Igor muss vielleicht noch etwas üben!
Ich bin auch nicht immer das kleine nette Gänseblümchen und vergreife mich schon mal im Ton, wenn ich gejetlagged und übermüdet bin.
Komischerweise werde ich im Reisealltag jedoch ständig mit Upgrades, einer Gratis-Flasche Blubber, Spa-Gutscheinen oder mit Häppchen auf Kosten des Hauses belohnt.
Scheinbar bin ich grundsätzlich als Gast überaus erträglich. Vielleicht hat auch die kleine Rezeptionistin aus Bali ein Fax mit meinem Foto an alle Hotels der Welt geschickt.
Auch wenn uns Hoteliers, Kellner und Pagen bedienen, sind sie nicht unsere Bediensteten und schon gar nicht der Mülleimer für jegliche Form an Frechheiten der Gäste!
Einfach mal chillen, lieb sein und valium-mässig um ein neues Glas, neues Zimmer oder besseren Tisch bitten.
Mitunter legt das Service-Personal sogar extra noch einen drauf und man sitzt im Handumdrehen im VIP-Bereich, bekommt Gratis-Desserts oder schläft in einer Jr. Suite mit Ausblick.
Peace-Zen-Out!
Anna
6 KOMMENTARE
Köstlich! Ein lautes „hurra“ auf die Mutigen, die solchen Deppen die Meinung sagen!
Hahahhaa, genau, das musste mal gesagt sein! Danke fürs Lesen. :-*
Anna
Deliziös geschrieben. ????
Danke, und pass auf den Käse auf! Oder auf die Fliege. A.
Einfach großartig! Deine frische Art zu schreiben, reisst mich jedes mal wieder mit 🙂
Und die Tatsache, dass du meine Blogs liest und dann auch noch ein herzumwärmendes Lob drunter setzt zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. <3