Endlich wieder atmen, endlich wieder raus. Nach 2 Monaten Zwangsstubenarrest ohne zu reisen, ohne einen Flughafen zu betreten, ohne eine Hotelbuchung vorzunehmen, kann ich nun endlich wieder Koffer packen. Welch Erlösung! Zu Hause unterwegs – die Schweiz als selbsterklärtes Reiseziel, um meinen Entzugserscheinungen vorübergehend die passende Droge zu verabreichen.
Da die Aussengrenzen zur Schweiz aktuell noch geschlossen sind und man triftige Gründe braucht, um jene zu passieren, nehme ich mit meiner Wahlheimat, dem Heidiland vorlieb. Was bleibt mir auch anderes übrig, denn Reisen zählt offenbar nicht zu jenen triftigen Gründen. Welch Unverständnis.
Na gut, Anweisung von Oben verstanden und durchhalten bis zum 15. Juni, wenn endlich zumindest Reisen nach Frankreich, Österreich und Deutschland wieder vollends erlaubt sein werden.
‚Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah’, riet schon Goethe allen Reisejunkies und Fernwehgeplagten in seinem Bonmot.
Auf der Suche nach diesem Guten nutze ich also die Zeit bei einer Helvetia-Tour und stimme mich schon mal auf den künftig geplanten Maskenball ein, welcher dann irgendwann über den Wolken stattfinden soll.
Nackenschläge für den Tourismus
Einer von 10 Jobs weltweit ist an die Reisebranche geknüpft und die hat mehrheitlich keine Lobby, wie sich jetzt schmerzlich herausstellt. Kaum eine andere Branche ist in den vergangenen Monaten derart eingebrochen, wie die des Tourismus.
Hierzulande zeichnet sich ein Einbruch von bis zu 80% ab. Ich will gar nicht daran denken, wieviel Existenzen davon betroffen sein werden. Die Krise trifft vor allem den Tourismus mit voller Wucht – weltweit.
Inländer müssen nun die Schweizer Reisebranche retten, denn das heimische Feriengeschäft dürfte sich vergleichsweise nur langsam erholen. Darum soll es nun gesondert gefördert werden, der Bund wird’s richten.
Die zusätzlichen 40 Millionen für das Schweizer Tourismusmarketing fliessen in einen ‚Recovery Plan’, hiess es kürzlich. «Dream now – travel later» , so der Slogan der Schweizer Tourismusbranche, der helfen soll, dass die Schweiz als Reiseland bei Touristen in der ganzen Welt nicht in Vergessenheit gerät.
Schön und gut aber darüberhinaus braucht es auch ein Stückchen Heimatbewusstsein. Denn Ferien daheim vor der eigenen Haustür wird, heute mehr denn je, für Schweizer immer populärer werden. Was spricht dagegen? Die Schweiz hat neben ihrer sprachlichen und kulturellen Vielfalt auch eine unglaublich vielseitige Reiselandschaft zu bieten – und dies auf höchstem Niveau.
Ich bin für jeden Schweizer Blödsinn zu haben, nur mit ‘Wandern’ kann ich echt nix anfangen. Wandern überlasse ich gern den Eidgenossen.
Rendez-vous mit Heidicharme
Schweizer kennen die Schweiz angeblich nur vom Hörensagen. Erstaunlicherweise ermittelte genau das eine Umfrage vor einigen Jahren. Also ist nun die beste Zeit, das Abenteuer vor der eigenen Haustür zu starten. Auch ich hab’ in diesem Land noch so einige Hausaufgaben zu machen, wenn ich’s mir recht überlege.
Unbestritten vereint die Schweiz auf kleinem Raum eine Vielzahl an Naturschönheiten, unterschiedlichste Panoramen und landschaftliche Besonderheiten, wie spektakuläre Seenlandschaften, Hochgebirgsketten, milde, südlich geprägte Regionen und waschechte Bauernhöfe mit Heidicharme.
Vierwaldstättersee, Wallis, Tessin und Graubünden mögen geografisch nah beieinander liegen, doch jedes Gebiet der Schweiz bezaubert mit eigenem Charakter. Auf winterlichen Wanderungen durch die glitzernde Schneelandschaft macht man die Erfahrung von Stille und Weite. Im Tessin geniesst man neben waldigen Höhen mediterrane Atmosphäre. Und die wohl schönste Bahnreise der Welt über höchste Gipfel hinweg kann man mit dem Glacier und Bernina Express erleben.
Wie Perlen fädeln sich in der Schweiz Kulturlandschaften und Naturräume zu einer Kette der schönsten Reiseziele zusammen.
Die Schweizer Lebensart und Tradition verzaubern in allen Landesecken – und dies, nur einen Steinwurf vom eigenen Briefkasten entfernt.
Und mich fasziniert die Idee einer Entdeckungsreise durchs eigene „Wohnzimmer“.
Reisepläne Swissmade
Ich träume von Spaziergängen über duftende Blumenwiesen bei einem Älperrendez-vous, streife kühle Wälder, sumpfige Moorlandschaften und bekomme einen Kälteschock bei kurzen Fussbädern in glasklaren Bächen.
Mich zieht es nach Sankt Martin im Calfeisental, eine über 700 Jahre alte Walsersiedlung von 1312, ein Kraftort um Runterzufahren und der Langeweile einen Sinn zu geben. Ich sehne mich auch nach Sonnenuntergängen am See, abendlichen Spaziergängen durch die Altstadt, auf der Suche nach allerlei kulinarischen Köstlichkeiten der verschiedensten Orte.
Ich besuche befreundete Hoteliers im verschlafenen Valsertal und deren Brücke 49, geniesse die heimelige Atmosphäre und liebevolle Gemütlichkeit im B&B Peter & Paul, im Herzen der wildromantischen Napflandschaft oder lasse mich im ehemaligen Convent und heutigen Boutique Hotel Relais Castello di Morcote des 40-Seelen Dörfchens Vico Morcote mit etwas Luxus verwöhnen.
Und für den extra Thrill verbringe ich eine verheissungsvolle Nacht im selbsternannten Spukhotel, dem Kurhaus Val Sinestra, in dem der Erzählung nach, ein Geist sein Unwesen treibt.
Im kommenden Jahr zieht es mich dann per Bahn durch die ganze Schweiz. Unterwegs auf traumhaften Strecken von Zürich über Montreux zum Genfersee, weiter Richtung St. Moritz mit dem Glacier Express und das letzte Teilstück bis Lugano wird im Bernina Express zurückgelegt – einer Legende der Schweizer Eisenbahngeschichte.
Meine Reiseagenda der kommenden Monate ist also voll. „Zweite Welle“, verzieh dich! Ich hab zu tun!
Ja zur Schweiz
Seit 12 Jahren lebe ich in diesem wundervollen Land und kann manchmal gar nicht glauben, dass ich dort wohne, wo andere Leute Urlaub machen und dabei viel Geld ausgeben (müssen).
Die Schweiz hat es mir angetan und darum spricht in dieser kritischen Zeit auch nichts gegen ein bisschen Nationalbewusstsein. Wie mühelos wäre es also, einfach ein AirBnB Apartment an einem der unzähligen Seen zu mieten, seine engsten Freunde einzuladen und ein Wochenende lang bei Cervelat, Rösti oder Älplermagronen die Schweizer Kulinarik und Lebensfreude zu bejahen.
Travel now – dream later!
Anna
11 KOMMENTARE
Wieder mal ein gelungener Beitrag. Dieses Land beeindruckt wahrhaftig mit wunderschönen Landschaften und einem romantischem Flair.
Danke danke. :-* Wenn das mal kein Versprechen für eine Stippvisite ist.
Wow, ich muss auch gleich los und die Schweiz entdecken. Danke Anna für die Inspiration!
Ach, du liebe. Vielen Dank.
Gut von dir zu hören, ich freue mich schon auf deinen nächsten Trip
Viva la Swiss diva!
Ja, aber auch ’n bisschen Le Rest im Irgendwo. Hahhaha. :-*
Sieht wirklich nach einem super Urlaub aus!
Beste Grüße von http://www.top5zurich.com
Oh ja, das war’s auch. Wie immer…
Vielen Dank für den tollen Blogartikel über die Schweiz! Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen und bin nun noch mehr davon überzeugt, dass ich dieses wunderschöne Land unbedingt einmal besuchen muss.
Besonders die atemberaubende Natur und die charmante Kultur haben es mir angetan – http://www.schweizkarte.com. Ich hoffe, dass ich es bald einmal schaffen werde, die Schweiz zu besuchen und all diese schönen Dinge mit eigenen Augen zu sehen.
Liebe Silvia, danke für deinen Kommentar und ja, in der Tat, die Schweiz darf auf keiner Reiseliste fehlen. Du wirst dich sicherlich genau so in sie verlieben, wie ich damals. Drück dir die Daumen, dass es bald für dich für einen Besuch klappt. Anna