Unzählige Male war ich auf den Malediven. Und schon immer wollte ich wissen wie es ist, in einer Ocean Villa direkt über dem Meer zu schlafen.
Die Art Unterkunft, welche auf Stelzen im Wasser gebaut ist.
Ich wollte zur Abwechslung zu meiner Beach Villa, welche ich üblicherweise auf den Malediven bevorzuge, endlich mal über dem Meer wohnen und morgens mit einem türkisblauen Horizont aufwachen.
Aber verdammt noch mal, die Preise solcher Wasserbungalows sind gepfeffert. Lohnt sich das überhaupt?
Nicht nur, dass gewöhnliche Unterkünfte auf den Malediven schon an der Grenze des Erschwinglichen liegen, haben es die Übernachtungspreise für Ocean Villas ordentlich in sich.
Anscheinend gibt es eine geheime Hotelregel: Zimmer auf Sand – erschwinglich; Zimmer auf Wasser – unbezahlbar.
Ich kratzte also meine letzten Taler zusammen und begab mich mal wieder auf einen 11 Stunden Flug auf die Inselkette im indischen Ozean.
Ich ging davon aus, dass es was ganz Besonderes sei, in einem Häuschen über dem Meer zu wohnen und das die hohen Preise solcher Unterkünfte absolut gerechtfertigt seien.
Wirklich?
Die Weite des Meeres
Es hat was, morgens mit Blick auf den Ozean aufzuwachen, auf die Terrasse zu treten und immer eine leichte Meeresbrise im Haar zu spüren.
Als erstes nach dem Aufstehen ins Wasser zu hüpfen und noch vor dem Frühstück mit den Fischen im glasklaren Wasser eine Runde zu drehen, unbeschreiblich.
Eins mit der Natur zu sein, bevor der erste Espresso durch die Maschine läuft.
Traumhaft.
In den 5 Tagen auf einer Insel im maledivischen Nordatoll, war das mein allmorgendliches Prozedere.
Es gibt wohl nichts Schöneres als unentwegt auf das funkelnde Wasser zu schauen, um Riffhaie, Rochen und Clown Fische vorbei schwimmen zu sehen.
Anfänglich dachte ich, ich könne nie genug davon bekommen, stundenlang die Tierwelt von oben zu beobachten. Mein persönliches Wasserkino, Tag ein, Tag aus.
Aber irgendwann hat man’s dann auch gesehen.
Immer das gleiche Blau, das gleiche Wasser und die gleichen Fische, die mich nach ein paar Tagen schon beim Namen riefen.
Die Weite des Meeres 24/7 vor sich zu haben klingt romantisch aber nach ein paar Tagen glotzt man einfach nur ins Blaue Nichts.
Nur der atemberaubende Sonnenuntergang unterbrach allabendlich die Einöde am Horizont und erinnerte mich daran, dass ich im Urlaub war.
Spuren im Sand
Auf den unzähligen Inseln der Malediven gibt es eine beeindruckende Tierwelt. Mitunter tropisch wild und für das europäische Auge ungewöhnlich vielfältig.
Fische, Vögel oder Echsen nennen die Inseln ihr zu Hause und geben einem das Gefühl im Paradies zu sein.
Palmenstrand, herumliegende Kokosnüsse und verirrte Seesterne tun ihr Übriges.
Wohnt man in einer Ocean Villa, fehlt diese Artenvielfalt komplett.
Ein paar Fische im Wasser, das war’s.
Kein klickendes Geräusch eines Geckos, kein Zirpen und kein Krächzen – nur das eintönige Schwappen des Wassers – tagelang.
Im Geiste wanderte ich auf Robinson’s Pfaden und sehnte mich nach einem ‚Freitag‘.
Mir fehlte meine Beach Villa, stellte ich nach einer Weile fest.
Ich vermisste Leben, Bewegung, das Rauschen der Palmenblätter im Wind und Sand unter meinen Füssen.
Aus Gewohnheit stehe ich im Morgengrauen mit einer Tasse Kaffee schon am Strand und Winke der Sonne beim Aufgehen zu.
Wohnt man in einem Meeresbungalow ist das anders. Man steht auf Holz und starrt rechts, links, geradeaus auf stille Einsamkeit wohin das Auge reicht.
Reisende, die genau das suchen, werden an einer Villa über dem Meer ihre Freude haben. Abschalten à la Luxusklasse.
Zu überlegen ist lediglich, ob es den exorbitanten Aufpreis im Vergleich zu einem Haus am Strand, wirklich wert ist.
Mir war jedenfalls schnell langweilig in meiner Luxusbude und es gab weit und breit nichts zu tun.
Nichts tun – das Stichwort du jour, wenn man auf den Malediven weilt!
Bloss nix vergessen
Wasservillen sind, wie der Name schon sagt, im Wasser gebaut. Also weg vom Strand, weg von allem – eben im Wasser.
Angeordnet wie ein Reissverschluss, verläuft der Steg, der die Villen rechts und links zusammenhält, bis weit weit ins Meer hinein.
Das unterschätzt man.
Was auf Bildern nach netten Wanderungen übers Wasser aussieht, kann mitunter ganz schön nervig sein, denn die Wege sind lang.
Mal eben rüber zum Spa, auf den letzten Drücker zum Frühstücksbuffet oder mit Verspätung zum Bootssteg für den Tauchausflug? Das will geplant sein.
Dafür muss man logischerweise immer wieder zurück aufs Festland.
Ein ewiges Hin und Her, welches einem nur durch hoteleigene Fahrräder oder Buggies erleichtert wird.
Kaum nach vorn geflitzt stellt man fest, dass man das Handy, den Hut oder das Fotostativ im Zimmer vergessen hat. Und schon darf man den ganzen Weg zurück spazieren.
Auch im Paradies ist irgendwann Alltag und die kleinen Dinge nerven einen eben im Urlaub genauso wie zu Hause.
Nach 2 Tagen fing ich an, die Leute in einer Strand Villa um ihre Beweglichkeit und kurzen Wege zu beneiden.
Scheinbar hatten die alles – Sand, Palmen, Meer und den Cocktail aus der Strandbar immer zum Greifen nahe.
Mayday-Mayday
Auf den Malediven regnet und gewittert es fast täglich, meist nachts. Haben die kurzen Regengüsse am Tage etwas Belebendes, sind die grollenden Gewitter nachts umso angsteinflössender.
Da scheppert es am Himmel, dass man aus dem Bett fällt, wenn man einen leichten Schlaf hat. Jeder der schon mal auf den Malediven war, weiss wovon ich rede.
Ein europäisches Gewitter ist fast schon niedlich im Vergleich zu dem, was da des nächtens über die Tropeninseln hereinbricht.
Dauerblitze lassen das dunkle Paradies für einen Moment gespenstisch aussehen und zeigen, wie ungemütlich und launisch das Meer unter einem tobt.
Und nun kommt’s – was in einer Beach Villa schon beeindruckend und bisweilen gruselig ist, multipliziert sich gleich noch mal, wenn man in einer Ocean Villa direkt über dem Meer schläft.
Eines Nachts waren die Gewitterstürme so laut und heftig, dass ich schon hektisch anfing den Rettungsring auf meiner Veranda zu suchen.
Das ganze Holzhaus wackelte und knackte.
Und ich fragte mich, wenn jetzt was passierte, ob ich dann die Rezeption anrufen oder lieber gleich Mayday Mayday durchfunken sollte – schliesslich befand ich mich ja auf offenem Wasser.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, wusste ich, dass mir meine Gedanken keinen Streich gespielt hatten.
Es trieben Baumstücke und Holzteilchen auf der Wasseroberfläche und kein Tier war in Sicht.
Na super, ich war nun endgültig allein mit meinem blauen Nichts.
Es geht also nichts über festen Boden unter den Füssen, entschied ich.
Ocean Villa – Lohnt es sich wirklich?
Ja, es lohnt sich!
Schlafen und wohnen über dem Ozean ist wohl das Highlight eines jeden Beachlovers, der Traum jedes Schnorchlers und für jeden, der entspannende Einsamkeit in malerischer Idylle sucht.
Für Honeymooner und frisch Verliebte gleichwohl das Paradies auf Erden.
Es hat durchaus was Beruhigendes, gar Sinnliches das Plätschern des Meeres Tag und Nacht zu hören.
Aber auch diese Romantik hat irgendwann ein Ende.
Machen wir uns nichts vor – Hotels wissen um diesen paradiesischen Traum, den potentielle Urlauber träumen.
Und so bleiben die Preise für Ocean Villas (nach meinen Vergleichen) immer schwindelerregend hoch. Fast schon übertrieben!
Würde ich nochmals in einer Villa über dem Meer übernachten und mein Sparschwein dafür plündern?
Wahrscheinlich nicht.
Ich hab nun beides ausprobiert – Ocean und Beach Villa – und ich ging davon aus, dass das Schlafen über dem Meer nichts mehr toppen könnte.
Da lag ich wohl falsch.
Meine Präferenzen waren andere, wie sich herausstellte. Ich will morgens Fussabdrücke am Strand hinterlassen und Worte in den Sand malen.
Ich brauche Zirpen und Knacken um mich herum und weissen Puder unter meinen Füssen.
Manchmal schlage ich ein Rad im Sand (versuch’ das Mal im Wasser), sammle Muscheln oder spaziere barfuss dem Sonnenuntergang entgegen.
Was man halt im Urlaub so macht, um sich die Zeit zu vertreiben.
Über dem Meer in einer Wasser Villa zu schlafen ist augenscheinlich das Ultimative was man erleben kann, wenn man das nötige Kleingeld dafür hat.
Und das ist es tatsächlich, zweifelsohne.
Und dennoch: Man erwartet die höchste Form an paradiesischer Perfektion, welche nach ein paar Tagen nur durchschnittlicher Alltag ist.
Sprich, man gewöhnt sich ziemlich schnell an diese besondere Umgebung und wird kritisch.
Und dann ist die Frage, ob es den Aufpreis wirklich wert ist. Das darf zum Glück jeder selbst entscheiden. Was weiss ich schon….?
Sollte ich das nächste Mal Inselurlaub machen und die Wasservillen unwiderstehlich finden, würde ich für eine Nacht in einer Ocean Villa schlafen und die anderen in einer Unterkunft am Strand.
Der Sonnenuntergang ist vom Strand aus der Gleiche und die Drinks übrigens wesentlich schneller serviert.
Cheers, Anna
4 KOMMENTARE
Spannend, aus dieser Sicht habe ich es noch nicht betrachtet. Danke Anna 🙂
Danke dir, Liebes :-*
Sehr schöne Bilder, sehr gut geschrieben und hey, ja ich würde mein Sparschwein für ein Wasserbungalow schlachten denn es lohnt sich allemal. Ich war schon 2 mal auf den Malediven, einmal Wasserbungalow und einmal Strandbungalow. Fazit: Wasserbungalow wird von mir bevorzugt, egal was es kostet denn wenn ich schon auf die Malediven gehe dann kommt es auf ein paar Kröten mehr oder weniger auch nicht mehr an. Ich war auf Kuramathi (Wasserbungalow) und Thulagiri (Strandbungalow). Aber so oder so immer eine Reise wert die Malediven.
Da hast du Recht – egal wann, egal wie – die Malediven sind ein Paradies. Ganz liebe Grüsse, Anna.