Sanftmütig liegt sie da, die Stadt am unteren Zipfel Afrikas – Kapstadt. Wie ein bunter Mosaikteppich der einst mit den Wellen auf das Küstenland schwappte und von der Strömung vergessen und liegen gelassen wurde.
Eine pulsierende Metropole, ausgebreitet am Fusse des Tafelbergs, umweht von Meeresluft und Morgendunst.
Kontrovers soll sie sein diese Stadt und so manchen zum Wiederkehren verführen. Für mich ging es auf Entdeckungstour in das 9’000km entfernte Küstenstädtchen im Süden Afrikas.
Nach Abenteuern im kenianischen Mombasa, Wissensreisen ins rwandische Kigali, Game Drives in der Massai Mara und Gorilla-Tracking in Uganda, dachte ich, ich kenne Afrika. Zumindest ein bisschen.
Kapstadt sollte anders sein. Ganz anders.
Fernab vom Touristentrubel, wie für gewöhnlich während der Hochsaison (Nov. -Apr.), erwarteten mich 5 unglaubliche Tage in der ‚Mother City‘ und ihrem Umland.
Kapstadt, ein gefährliches Pflaster?
Räumen wir mit einem Thema gleich mal auf: Ist Kapstadt gefährlich?
Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung. Ich bin heil und unversehrt wieder zurück gekommen.
Kapstadt soll eine der höchsten Mordraten auf der Welt haben und äusserst gefährlich sein. Die Einheimischen verbarrikadieren sich nicht ohne Grund in ihren gesicherten Wohnanlagen und Touristen sind des öfteren Opfer von Übergriffen geworden.
Allerdings muss man sich nur einmal vergegenwärtigen, dass Südafrika das Land der Extreme ist: Dritte Welt Land und moderner Industriestaat.
Das Wohlstandsgefälle ist immens. Millionen Menschen hausen in den Townships, den Slums, am Rande der Stadt. Diese Menschen müssen überleben, ohne eine Arbeit zu haben oder Geld vom Staat zu bekommen.
Der Grossteil der Verbrechen geschieht in eben diesen Armenvierteln und nur in seltenen Fällen sind davon Touristen betroffen, glaubt man den Presseberichten.
Es passiert wohl immer mal wieder, dass Urlauber überfallen oder ausgeraubt werden.
Sind wir ehrlich – genauso wie es zB. in Spanien, Italien oder den USA passiert.
Bodyguard mit Führerschein & Kamera
Ich bin zweifellos ein kleiner Schisshase, vor allem wenn ich allein unterwegs bin und das mulmige Gefühl mein ständiger Begleiter ist. Ein wachsamer Blick über die Schulter kann nie schaden, egal wo ich auf der Welt gerade bin.
Wenn man mir im Hotel rät, vor allem nach Sonnenuntergang für einen Weg von 200m in ein umliegendes Restaurant, lieber ein Uber zu nehmen, dann halte ich mich besser daran.
Zudem las ich eines morgens, dass kürzlich irgendwo in Kapstadt eine Touristin mit einem Messer attackiert und in den Hals gestochen wurde, um an ihre Handtasche zu gelangen.
Ich zog es somit vor, mich buchstäblich für jeden Meter innerhalb der Stadt fahren zu lassen und war immer umgeben von Locals, die sich auskannten. Gewöhnungsbedürftig, wenn man, wie ich, eine Stadt gern zu Fuss erkundet.
So ist das eben, Touristenalltag manchmal am Rande der Gefahr.
Will man sich dem nicht aussetzen, sind es die üblichen Regeln, die man beachten muss, um dem zu entgehen: abends für jede noch so kleine Strecke ein Auto nehmen, nie allein umherirren, besser nur in Grüppchen unterwegs sein und den ganzen Kram, wie Schmuck, Kameras und Geld nicht offen zur Schau tragen.
Das weiss wohl auch jedes Kind.
Ich buchte mir also einen Fahrer, der gleichzeitig Fotograf war, jedes Fleckchen der Umgebung kannte, mich mit Geschichten zu Kapstadt unterhielt und mich zu den 10 Hotspots der Gegend chauffierte.
Um Kapstadt und das meiste Drumherum zu entdecken braucht es einen ganzen Tag, für die Weingüter vielleicht noch einen zweiten.
Hier geht’s zu meiner Liste der 10 (von unzählig weiteren) Hotspots, die es meiner Meinung nach, in und um die südafrikanische Hauptstadt zu entdecken wert sind.
10 Hotspots in Kapstadt und Umgebung
1. Bo-Kaap
Wohl eine der meist fotografiertesten Strassen in Kapstadt. Ein paar Reihenhäuser, ein bisschen Farbe und voilà, schon ist er fertig, der Touristen Hotspot entlang der Wale Street, Ecke Chiappini Street.
Es lohnt sich, kurz nach Sonnenaufgang hierher zu kommen, bevor Touris den klitzekleinen bunten Winkel inmitten der Stadt bevölkern und die Villas Kunterbunt dadurch ein wenig an Charme verlieren.
2. Muizenberg
Und bunt geht’s weiter am Mäuseberg. Einfach einen Kaffee in einem der urbanen Coffeshops, entlang der Promenade, schnappen und sich den Küstenwind um die Nase wehen lassen. Spaziert man am Strand entlang, begegnen einem Surfer, Hundebesitzer und andere Morgenmenschen.
Und dann stehen sie da, die farbig kleinen Holzhäuschen, deren Anblick der einer Postkarte gleicht. Diese häufig fotografierten Strandhütten sind eine weltberühmte Ikone am Strand von Kapstadt.
Im Laufe der Jahre verfielen sie und wurden eine zeitlang zur Prostitution oder von Kriminellen genutzt.
Mittlerweile sind die berühmten bunten Strandhütten saniert, renoviert und zieren erneut die tosenden Wellen des weiten Sandstrands am Surfer’s Corner.
3. St. James Tidal Pool
Ein Pool am Meer, 30 Minuten von Kapstadt? Diese ruhigen Badeplätze werden regelmässig von den Gezeiten gefüllt und bieten alle Vorteile eines Schwimmbades, ohne auf die Wasserversorgung der Stadt angewiesen zu sein. Noch sinnvoll.
Davon gibt es unzählig viele in Kapstadt, jedoch der Schönste ist der St. James Tidal Pool – umgarnt von wuchtigem Gestein und bunten Badehäuschen. Ein Augenschmaus für jedes fotografische Auge, besonders wenn sich der Tag im Wasser spiegelt.
Dieses wohl bekannteste Gezeitenbecken Kapstadts befindet sich unterhalb der Eisenbahnlinie im Küstenvorort St. James, zwischen Muizenberg und Kalk Bay.
Eine Szene wie aus einem Enid-Blyton-Roman.
4. Boulders Beach
Es gibt Leute, die schmelzen dahin, wenn sie Pinguine sehen. Ich gehöre nicht dazu. Dachte ich.
Da schlendere ich doch runter zum Boulders Beach und bin auf einmal geflasht von diesem faszinierenden Naturspektakel und finde mich umzingelt von einer Horde watschelnder Frackträger wieder.
Pinguine hin oder her, diese Szenerie ist wohl einzigartig auf der Welt und definitiv nicht zu verpassen.
Hier lohnt es sich, vor dem Mittag aufzukreuzen, wenn das sanfte Licht die Landschaft küsst und die meisten Touristen noch beim Frühstück sitzen.
5. Kap der guten Hoffnung
Das Cape of Good Hope ist ein sehr markantes, früher wegen seiner Klippen gefürchtetes Kap, nahe der Südspitze Afrikas, im Nationalpark Tafelberg und gut 1.5 Autostunden von Kapstadt entfernt.
Ein historischer Ort der Vergangenheit, der von vielen Seefahrern gefürchtet wurde und heute an Naturschönheit wohl kaum zu überbieten ist.
Die See ist rau, die Luft salzig und kräftiger Wind lässt die Wellen immer wieder gegen die Felswände peitschen. Man versteht schnell aus welchem Flechtwerk die sagenumwobenen Geschichten von damals gestrickt wurden, als Schiffe reihenweise dabei scheiterten, dass Kap zu umfahren und kläglich sanken.
Im grünen Dickicht des Flachlandes sieht man hin und wieder Baboons, Pinguine und ab und an mal einen Strauss. Ein komischer Tier-Mix, dachte ich mir.
Lediglich die Touristenströme entzaubern etwas die Kulisse. Ansonsten könnte die Einsamkeit an diesem kargen Küstenzipfel etwas poetisch Beruhigendes haben und zum Verweilen einladen.
Kommt man allerdings zum Sonnenaufgang (der Park öffnet 6 Uhr morgens), hat man das Meer, den Wind und den glitzernden Horizont ganz für sich allein.
6. Cape Point Leuchtturm
Nebel, Stürme und eiskaltes Wasser toben auch hier. Damals, bei Nacht und im Nebel war das Cape Point mit seinen gewaltigen und spitzen Felsen eine Bedrohung für Seefahrer.
Hier oben thront heute noch immer der weisse Leuchtturm, ein Relikt aus tragischen Tagen, und dient als Hotspot für Ausflugslustige.
Die Aussicht von einem der höchsten Punkte der Halbinsel ist einmalig. 360° Naturschauspiel, so weit das Auge reicht.
7. Kommetjie Beach
Ganz allein und verlassen lag er da und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Kommetjie, ein Küstenort in Kapstadt, mit seinem Traumstrand an der Atlantikküste.
Der Himmel passt sich hier dem weiss-blauen Schimmer des Strandes an und ein zarter Nebelschleier umarmt am Horizont geräuschlos die Wellen der wilden See.
Auf jeden Fall ist Kommetjie Beach ein Strand mit Charakter – fast schon melancholisch einsam, eingebettet in der Hout Bay.
Und ich hatte ihn für einen kurzen Moment ganz für mich allein.
8. Noordhoek Beach & Hout Bay
Wenn Hobbitland auf Strandlandschaft trifft, dann blickt man auf den Noordhoek Beach – ein Juwel inmitten der fast unberührten Natur.
Nur knapp 30 Minuten ausserhalb von Kapstadt führt eine von Klippen umgebene Strasse zu dieser malerischen Hafenstadt in der Hout Bay.
Fährt man von dort den Chapman’s Peak Drive hinunter bleibt einem fast die Sprache weg, bei diesem Anblick auf die gewaltige Kulisse.
Sag mal, geht’s eigentlich noch atemberaubender?
Die tosende Gischt, die unaufhörlich an die saftigen Mooswände der Klippen klatscht und die Sonne, die diese halbmondförmige Landschaft in ein unvergessliches Farbschauspiel verwandelt.
Spektakulär!
Fast allein schlenderte ich an der oberen Strassenpromenade entlang, inhalierte Natur und Meeresluft und musste für einen Moment an die unberührte Schönheit der Färöer Inseln denken.
9. Camps Bay
Für mich, eine der schönsten Gegenden in Kapstadt. Hier hat man Tafelberg, Strand und Sonnenuntergänge. Was will man mehr!
Spaziert man an der Sea Point Strandpromenade entlang, trifft man auf eine überdimensionale Ray Ban Brille (s. Titelbild).
Eine Skulptur, durch die man direkt nach Robben Island schaut, die Insel auf welcher Nelson Mandela inhaftiert war.
‚Perceiving Freedom’ heisst das kritisierte Kunstwerk, was sich ganz wunderbar an diesem bunt belebten Strand, mit kalifornischem Flair einbettet.
Die Sonnenuntergänge hier sind magisch. So sehr, dass Menschen in ihren Autos kurzerhand an der Strasse halten, um nicht zu verpassen, wie einfach alles in der Umgebung in eine rosa-rote Tunke getaucht wird.
Eine Sinfonie aus tosenden Wellen und warmer Seeluft bilden das Begleitkonzert zu diesem faszinierenden Abendspektakel.
10. Weingüter rund um Kapstadt
Um ehrlich zu sein: ‚Kennst du ein Weingut, kennst du alle‘. Ich war auf unzähligen Wine-Trails und somit interessierte es mich nicht sonderlich, einen ganzen Reisetag darauf zu verschwenden, um wieder ein Mal Weintrauben an Ästen baumeln zu sehen.
Es musste also schnell gehen und das nächste Weingut möglichst nahe der City liegen. Und wie es dann meist so ist, Constantia verzauberte mich bei strömendem Regen.
Die blau-violette Berglandschaft im Hintergrund, das weite Tal, grau-nasser Regendunst und ein paar Tropfen des wohl köstlichsten Weines machten diesen Ausflug unvergessen.
Die poetische Idylle rund um Beau Constantia, mit seinen sanften Weinbergen, ist eine kurzweilige Alternative zu den weiter entfernteren Franschhoek oder Simon’s Town. Für alle die für einen Tropfen südafrikanischen Wein eine Tagestour in Kauf nehmen wollen.
Kapstadt – urban, kalifornisch mit einem Hauch Gefahr
Kraftvoll packend, reizvoll glamourös mit etwas Boho garniert. Urbaner Stil mixt sich hier und da mit australischer Beach-Lässigkeit. Von allem ein bisschen, mit dem Hauch an Gefahr, sobald die Sonne untergegangen ist.
Ja, genau das kommt mir in den Sinn, wenn ich an Kapstadt denke. Diese wunderbare Stadt, europäisch anmutend mit einer Prise Californian Lifestyle.
Ich kann verstehen, warum so viele Leute von Kapstadt und seiner Umgebung schwärmen. Diese City hat was!
The Mother City, die als eine der schönsten Orte in Afrika gilt und deren Einzigartigkeit auf das Verschmelzen der Kulturen indonesischer, französischer, holländischer, britischer und deutscher Siedler und eingeborener Khoisan (Buschmänner) zurückgeführt wird.
Und dann noch die stolz väterliche Präsenz des Tafelberges, die unberührte Schönheit der weissen Strände, die herrliche Landschaft mit ihren Seen und die einzigartige Pflanzenwelt machen das Westkap zusammen mit dem warmen Wetter und den freundlichen Menschen einfach nur reisenswert.
Für mich, eine der schönsten Städte der Welt – ein bunter Mosaikteppich am Fusse des Tafelbergs.
Vielleicht von der Strömung einst vergessen.
Anna
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ANNA’s BEST
Meine Empfehlungen in Kapstadt:
Restaurants:
- Kloofstreet House http://www.kloofstreethouse.co.za
- FYN http://fynrestaurant.com
- Tthe Kitchen http://www.lovethekitchen.co.za
- Grub and Vine https://www.grubandvine.co.za
- La Tete https://latete.co.za
- The Shortmarket Club https://theshortmarketclub.co.za
Rooftop Bars:
- Chinchilla Rooftop https://chinchillarooftop.co.za
- Yourstruly http://yourstrulycafe.co.za/#up-yours
Hotels:
- POD Camps Bay (urbane Gemütlichkeit an fantastischer Lage)
- Belmond Mount Nelson in Gardens (mein absoluter Favorit, schon allein wegen dieses Hotels, würde ich zurück nach Kapstadt kommen!)
- One & Only Cape Town in V&A Waterfront (Durchschnitt im teuren Luxushotel ohne Charme, in künstlicher Umgebung, definitiv nicht zu empfehlen!)