Eine malerische Bucht an der nördlichen Küste des Ligurischen Meeres, irgendwo zwischen Elba, Korsika und Monaco – und es roch ausgerechnet nach Flieder, und das im Oktober.
Anscheinend hatte sich Portofino ein neues Eau de Italogne zugelegt, wo ich doch eher Gerüche nach Limoncello, Zypressen und Olivensträuchern erwartete.
Ebenso hatte ich die Vorstellung von pastellfarbenen Häuserreihen, Kopfsteinpflaster, jede Menge Grün und türkis-blauem Wasser, womit der kleine Hafenort aufwarten würde.
So versprachen es zumindest unzählige Fotos, die mich online dazu verführt haben, nach Portofino zu reisen.
Mir ist bewusst, dass dort die meisten Fotos bearbeitet und kosmetisch aufgehübscht werden.
Besonders bei solchen Küstenstädtchen, wo doch das Salzwasser und der Meereswind jegliches Quantum an Farbe auf Dauer zersetzt und verblassen lässt.
Und so war es auch.
Anstelle von knallbunten Häusern erwarteten mich eine verwaschene Vintage-Colorage, die, wie ich fand, noch viel besser zur ligurischen Umgebung und der italienischen Riviera passte.
Man muss also nicht über alles den künstlichen Farbeimer ausschütten und bis zur Unkenntlichkeit ‚befiltern‘.
Portofino war verwaschen und ausgeblichen einfach zauberhaft.
Il Fascino – Faszination Portofino
Portofino ist ein antikes und auserlesenes Küstenstädtchen von unbeschreiblicher Schönheit.
Die historische Faszination dieses Ortes, den die Römer Portus Delphini nannten, hat eine zeitlose Eleganz, wie ich feststellte.
Es ist die Perle des italienischen Panoramas, Lieblingsort berühmter Persönlichkeiten und erklärtes Reiseziel unzähliger Touristen zur sommerlichen Hochsaison.
Die bunten Häuser liegen wie wertvolle Mosaiksteine dicht nebeneinander am Fusse des Kaps, inmitten der üppigen Vegetation, die die eleganten Villen umgibt.
Alte Werkstätten wurden vielleicht durch Designerlabel-Modegeschäfte ersetzt, aber die farbigen Häuser und kleinen Gassen sind unverändert, wie damals.
In der Einbuchtung der Küste befindet sich die berühmte „Piazzetta“ – das mondäne Herz Portofinos, die eine faszinierende Aussicht auf den charakteristischen Hafen mit seinen zahlreichen kleinen Fischerbooten und Jachten bietet.
Würde man das alles in einem Cocktail mixen, käme dabei ein Magica Italiana heraus und er würde köstlich schmecken!
L’Arrivo – Die Anreise
Für Italienreisen ist Zürich ein idealer Ausgangsort. Von Zürich aus war ich im Handumdrehen an der nördlichen Riviera der Ligurischen See.
In knapp 6 Stunden gehts per Zug, mit Umstieg in Milano, über Genua nach Portofino.
Das vorbeiziehende Panorama, welches sich während der Zugreise bietet ist die perfekte Einstimmung auf etwas Amore Italiano.
Angekommen am winzigen Bahnhof des kleinen Küstenstädtchens Santa Margherita Liguria geht es noch mal 10 Minuten mit dem Taxi oder Bus zum winzigen Portofino.
Wenn man Lust hat, richtig viel Geld für Unsinn auszugeben, fährt man mit dem Taxi bis zur malerischen Bucht.
5km zum Knüllerpreis von 40€.
Wer es etwas vernünftiger will und nichts gegen öffentliche Verkehrsmittel hat, fährt einfach mit dem Bus.
Der braucht kaum länger und ist für unschlagbare 4€ zu haben.
Budget Necessario – Kleingeld adé
Machen wir uns an dieser Stelle nichts vor! Gespart wird dennoch nicht, egal ob Bus oder Taxi.
Die 40€ wird man später auch locker bei einem Teller Pasta Expensiva oder einer Flasche Vino Teurino wieder los.
Der Taxipreis gibt einem einfach schon mal den Tarif durch, was man in ein paar Tagen Essen, Schlafen und Entertainment in Portofinchen zu erwarten hat.
Preislich gesehen ist eine Verniedlichung des Ortstitels wohl eher unangebracht.
Ich erinnere mich an den Mythos, dass Portofino einige andere Urlaubsorte hinsichtlich Preise, um Längen schlägt. Es ist nicht gerade günstig dort.
Portofino kann sich scheinbar alles erlauben.
Miglior Periodo – Beste Reisezeit
Solch bekannte, touristisch überfüllte Hotspots meide ich grundsätzlich zur „Alle-haben-auf-Knopfdruck-Ferien“-Zeit, wobei viele Familien und Paare nicht anders können.
Ich geniesse den Luxus an Flexibilität und besuche Orte wie diesen am liebsten ausserhalb der Saison.
Daher empfehle ich, Portofino Mitte April – Ende Juni oder ab Mitte September zu besuchen.
Meine Wahl fiel auf das erste Oktoberwochenende.
Genau dann, wenn die See schon wieder etwas stürmischer wird und der Wind die letzten Spuren des Sommers wegfegt, um dem baldigen Herbst ‚Ciao Ragazzo‘ zu pfeifen.
Portofino genügt, um sich für ein kurzes Wochenende etwas Dolce Vita zu gönnen und sich vom tiefen Blau der See betören zu lassen.
Ebenso ist es der ideale Platz um sich auf der Weiterreise zu den Cinque Terre eine kleine Portion Schickeria zu genehmigen.
Für eins, zwei Nächte ist Portofino herrlich romantisch und fast beruhigend sinnlich.
Cose da visitare – Sehenswertes
Das Angebot in Portofino selbst ist nicht gerade üppig, für die, die sich nach aktiven Unternehmungen sehnen.
Dennoch bietet die Gegend genügend Auswahl an Entertainment.
Auf GetYourGuide findet sicherlich jedes Touristenherz die passende Tour, die einen per Rad, Boot oder Auto entlang der Küste, zu einem Weingut oder zum nächsten Küstenstädtchen in Bella Italia führt.
Mir war während meiner 3 Tage vor Ort nicht nach Gruppenaktivitäten. Ich schlich lieber ein wenig in Portofinchen umher und genoss die Umgebung.
Ich erkundete die kleinen Gassen oberhalb der Hügel, wanderte vorbei an Zypressen gesäumten Entrées zu pompösen Villen, stolperte entlang verlassener Buchten, streifte dabei ein paar Olivenhaine und schmeckte die salzige Meeresluft.
A Scopiare – Das Drumherum entdecken
Danach ging es rauf in das auf der Hügelspitze ruhende Castello Brown.
Das Castello aus dem 16. Jahrhundert erzählt eine faszinierende Geschichte über sich selbst und die Entwicklung von Portofino, bis hin zum Aufstieg als Top-Location der Haute Volée der 50er Jahre.
Von hier aus hat man auch den berühmten Blick auf die ligurische Bucht mit seinen malerischen Häuserreihen und den im Wasser wippenden Bötchen.
Wenn man anschliessend den kleinen Hügelpfad weiterspaziert wird man überrascht.
Auf der anderen Seite der Portofino-Bay bietet sich ein eher unerwartetes Bild des lustig bunten Küstenortes.
Die See schien hier viel schroffer zu sein und der Wind etwas tosender.
Wilde Gräser und Bäume reihten sich ein ins mystische Bild der Einsamkeit, die hier zu atmen war.
Verlassen, rau, unberührt. Portofino hat’s echt drauf!
Und dann stand da dieser Leuchtturm.
Heroisch thronte er auf der Spitze der Küstenzunge und überwachte das ihm zu Füssen liegende Ligurische Meer.
Leuchttürme haben immer `n bisschen was Gruseliges an sich, finde ich.
Die tarnen sich tagsüber in unschuldigem Weiss oder fröhlichem Rot.
Nachts sind sie alle schwarz und erinnern an Filme, in welchen komischerweise nie was Gutes passiert ist, sobald ein Leuchtturm der Protagonist ist.
Dennoch, geheimnisvoll schön war es hier.
Warum redet nur niemand von diesem Teil des Fischerortes?
Wenn ich das nächste Mal in Portofino wäre, würde ich die bunte Bucht kurzerhand hinter mich lassen und hier mit Anti-Pasti, Käse und etwas Wein raufkommen.
…was wäre Rotkäppchen stolz auf mich, hätte ich damals den Korb für Grossmutter gepackt!
Wer es danach noch etwas sportlicher mag, kann entlang des Küstenpfades zur Bucht von San Fruttuoso und seiner alten Abtei wandern.
Die Aussicht entlang des Weges ist atemberaubend.
Hier ist es auch, wo seit den 50er Jahren 15 Meter in der Tiefe die Bronzestatue Cristo degli Abissi steht.
Ein Kopfsprung und ein Wasserdichtes Smartphone Cover und man kann auch diese Attraktion auf seiner Reiseliste abhaken.
Soprappensiero – In Gedanken verhangen
„Ich fand meine Liebe in Portofino.“
So sang Andrea Bocelli 2013 in „Love in Portofino“, einem Song der 60er Jahre, welcher schon damals diesen hübschen kleinen Hafen zur Königin der ‚La Dolce Vita’ jener Zeit machte.
Dieses winzige Zauberdorf hat bis heute an Anmut sicher nicht verloren, sich höchstens nur umgezogen.
Die salzige Seeluft war über die Jahre Schuld am Verblassen der Couleur Riche der Häuserreihen.
Portofino ist schön wie es ist und jede Reise wert. Egal für wie lang.
Ich war entzückt von der Niedlichkeit dieses Ortes, mit seinem grandiosen italienischen Charme.
Das ist es doch, was wir suchen! Pizza, Pasta, Amore!
Und nun, nachdem der Sommer müde wird, Touristenströme abebben und man das Fischerdorf ein klein wenig für sich allein hat, verfällt man diesem Charme wohl noch etwas intensiver.
Und noch etwas werde ich mit Portofino verbinden – der geheimnisvolle Duft der Gärten.
Genau in dem Moment, als ich durch die üppige Vegetation, entlang der Villen und Grünanlagen auf einsamen Pfaden wanderte, roch es tatsächlich nach Flieder, welcher es sich hier als Spätblüher scheinbar gemütlich machte.
Ich war verdutzt und angetan.
Mit seinem betörenden Duft, vor Jahrhunderten nur in den Gärten der Adeligen zu finden, erinnert mich Flieder an meine Kindheit.
Wie lange hatte ich Flieder schon nicht mehr gerochen?
Ich atmete ein und dachte an zu Hause…
A Presto!
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Ciao a tutti vengo dall’italia