Also eins möchte ich ja gern mal wissen!
Überall in der Öffentlichkeit, gibt es aberhunderte von Verbots- und Hinweisschildern, die einen mehr oder weniger höflich darauf hinweisen, was man alles unterlassen soll.
Quasi eine Art Supernanny für Erwachsene, in Form eines Schildes. „Die Stille Treppe“ exklusive.
Anscheinend ist der Mensch heute so unmöglich erzogen und hat kein Benehmen mehr, dass man ihn darauf hinweisen muss, zum Wohle oder auch zum Schutze der Allgemeinheit, was er zu tun oder zu lassen hat.
Wenn man mal genauer hinschaut, abgesehen vom Strassenverkehr, sieht man viele dieser Verbotsschilder.
Gibts eigentlich „Erlaubnis-Schilder“? Wenn ja, fällt mir grad kein lebendes Exemplar dafür ein.
Ob in öffentlichen Gebäuden, an Bahnhöfen, im Bus oder Zug, überall findet man kleine Hinweise, was man darf und was nicht. Fast wie eine Schnitzeljagd auf Knigge-Art.
Wieso gibt es sowas nicht im Flugzeug? Hinweisschilder dafür, wie man sich dort zu benehmen hat.
Nun mal der Reihe nach und zum eigentlichen Punkt. Da sitze ich doch gerade im Flieger von Oslo zurück nach Zürich.
Der Typ hinter mir hustet sich lauthals seinen ätzenden Raucherhusten von der Lunge, ohne auch nur die kleinste Anstalt zu machen, sich die Hand vor den Mund zu halten.
Wie eklig.
Das meine Lider nicht schon oben an den Augenbrauen festkleben, vor lauter Augen verdrehen, ist ein Wunder. Der Typ nervt mich!
Gerade deshalb nun meine Frage: Weshalb gibt es keine freundlich formulierten Benimmregeln für das Benehmen der Fluggäste an Board?
Wieso finde ich in der Zeitschriftenablage in meinem Vordersitz meist nur sinnlose Duty Free – Magazine?
Warum gibt es neben den interessanten Airline-Journalen nicht auch einen netten Brief an den Fluggast.
Dieser sollte versehen sein mit 8 Regeln, welche man den Passagier bittet, einzuhalten.
Klappt ja auch beim Anschnallen, Lehne zurückklappen, Waschraum nicht benutzen. Es muss halt nur jemand kontrollieren.
Ich hätte da so ein paar Ideen. Wie wäre es mit den folgenden 8 Benimmregeln für Passagiere eines Flugzeugs (no copyright, ich schwöre):
***
„Lieber Fluggast,
Es ist uns eine Freude, dass Sie heute unser Gast an Board des XYZ Fliegers nach ABC sind. Die gesamte Crew freut sich, Sie auf unserem Flug betreuen zu dürfen.
Wir hoffen, dass Ihre Zeit an Board so angenehm wie möglich sein wird. Um diese Zeit für all unsere Passagiere noch angenehmer zu gestalten, können Sie uns durchaus behilflich sein.
Anbei listen wir mehrere Punkte auf, die wir Sie einladen zu berücksichtigen.
Sollten Sie bereits jetzt keinen Bock mehr haben weiter zu lesen, nehmen Sie bitte unter dem letzten Abschnitt nach Punkt 8, die Konsequenz bei Nichtbeachtung, zur Kenntnis.
N°1
Dies ist ein Flugzeug! Wir wiederholen dies gern noch mal, da es immer wieder zu Missverständnissen kommt. Dies ist weder eine Bar, Ihr Wohnzimmer, noch sind Sie hier allein.
Es befinden sich mitunter über 100 Passagiere an Board und die interessiert es herzlich wenig, was Sie Ihrem Sitznachbarn zu erzählen haben. Keiner will das hören.
Also seien Sie bitte leise und reduzieren Sie Ihre Stimme auf unter Zimmerlautstärke. Tun Sie so, als würden Sie jemanden ein Geheimnis verraten und spielen Sie gern Stille Post.
Also ssshhhhht und Flüstermodus einstellen.
N°2
Wir freuen uns immer wieder über unsere kleinen Gäste. Nichtsdestotrotz, kommt es ab und zu mal vor, dass die kleinen Racker nicht genau wissen, wie man sich an Board eines Flugzeuges verhält.
Fröhlich hopsend, quengelnd und lauthals schreiend halten Sie das Gemüt der Mitreisenden auf Trab.
Wir reden hier von Kleinkindern, die sehr wohl wissen, was gutes Benehmen im weitesten Sinne bedeutet.
Wir empfehlen Ihnen, Ihren Kindern ein lustiges Spiel vorzuschlagen, wie zum Beispiel: „Mal schauen wer als Bester leise sein kann“ oder „Wir spielen Stummfilm, Pantomime oder Dornröschenschlaf“.
Diese Spiele kann man auch wunderbar in den Alltag zu Hause einflechten und somit ein entspanntes Verhalten an Board trainieren.
Sogar das Kabinenpersonal bedankt sich an dieser Stelle für Ihre Kooperation.
N°3
Gern erinnern wir Sie nochmals daran, dass dieses Flugzeug der Fluggesellschaft gehört.
Sofern Sie nicht Anteilseigner dieser sind, schlagen wir Ihnen vor, sich an Board dieses Flugzeuges auch so zu verhalten. Dieses Flugzeug gehört nicht Ihnen.
Wir weisen Sie höflich darauf hin, dass die Armlehnen nicht nur für Sie installiert wurden. Diese sind zum Teilen da.
Nach der Benutzung des Waschraums, möchten nach Ihnen auch noch andere Leute einen sauberen Ort vorfinden.
Und falls Sie es nicht wussten, erinnern wir Sie gern nochmals daran, dass die Fensterblende nicht nur für Sie angebracht wurde und auch andere entscheiden möchten ob sie ein Stück gesenkt oder geöffnet werden soll.
Dieses Flugzeug gehört für den Zeitraum des Fluges allen Passagieren an Board.
Aus Respekt vor den Mitreisenden behandeln Sie doch alles einfach so, als wäre es von einem lieben Freund nur geborgt. Der Witz an der Geschichte: das ist es auch!
N°4
Auch falls man es Ihnen anders beigebracht hat – die Rückenlehne die sich vor Ihnen befindet, gehört – auf wundersame Weise – dem Passagier vor Ihnen.
Sie dürfen gern Ihre Zeitschriften darin einstecken, Utensilien in der Sitztasche verstauen oder das Handy im vorgesehenen Netzstecker laden.
Wir möchten Sie bitten, jegliches Ziehen, Drücken, Stossen oder Ruckeln an der Lehne vor Ihnen zu vermeiden. Sind wir ehrlich, das würde Sie selbst doch auch nerven!
Sollten Sie während des Fluges aufstehen und aus der Reihe treten müssen, achten Sie darauf, dass Sie die Rückenlehne des Vordermannes nicht so weit zerren, um sich festzuhalten, dass dieser schon fast in eine Horizontale nach hinten kippt.
Drücken Sie daher die Rückenlehne eher nach unten, um sich aufzustützen. Das gibt ebenfalls Halt und ist weniger störend für den Passagier vor Ihnen.
N°5
Schuhe können eng sein und höllisch drücken.
Umso verständlicher ist es, dass Sie Ihre Füsse entspannen wollen, vor allem wenn Sie bereits eine lange Anreise zum Flughafen hinter sich hatten.
Dürfen wir Sie darauf hinweisen, dass es doch eher ungewöhnlich ist, in der Öffentlichkeit seine Schuhe auszuziehen?
Sowas macht man schliesslich auch nicht im Bus, in der Oper oder im Wartezimmer beim Arzt. Aus diesem Grund bitten wir Sie in aller Höflichkeit, Ihre Schuhe an den Füssen zu behalten.
Die Nase Ihres Sitznachbarn wird es Ihnen danken.
N°6
Einen besonderen Tipp halten wir vor allem für unsere Geschäftsreisenden der Economy und Business Class bereit.
Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass noch vor der Landung die Headlines und druckfrischen News der Times, des Handelsblattes, der Allgemeinen Zeitung oder der Yellow Press durchgeblättert werden müssen.
Wir haben allerdings wenig Verständnis dafür, dass uns diverse Passagiere je bis zu 5 zusammengeknüllte Zeitungsbälle auf dem Boden oder wild in den Vordersitz gequetscht hinterlassen.
Wie Sie sicherlich sehen können, tragen wir Stewardessen keine orangefarbenen Arbeitsanzüge und sind demnach nicht Ihre persönlichen Müllmänner.
Verstanden?
Wenn nicht, wenden Sie sich bitte an einen unserer netten Flugbegleiter, der Ihnen in einem Crashkurs beibringt wie man Zeitungspapier wieder zusammenfaltet, in kleine Häufchen legt und diese dann sorgfältig in Ihrer Reisetasche verstaut.
N°7
An alle kleinen und grossen Kinder. Wir verstehen, dass man die Langeweile im Flieger oder gar seine Flugangst mit einem lustigen Computerspiel vertreiben will.
Sie werden jedoch sicherlich verstehen, dass andere Fluggäste nicht unbedingt mitbekommen möchten, wieviele Candies Sie ge-crusht haben und dies dank der bimmelnd klimpernden Lobesmelodie dieses Spiels mithören wollen.
Bitte verwenden Sie ein Headset für jegliches Amüsement auf dem Smart-Phone.
Sollten Sie keins besitzen, können Sie eins im Boardshop erwerben. Wir helfen Ihnen gern weiter.
N°8
So, und nun zur Königsklasse des „Unterlassen Sie das bitte“.
Bei den einzigen Individuen, bei denen Geräusche in der Öffentlichkeit entschuldbar wären, sind Babies und Kleinkinder.
Wir bitten Sie daher ausdrücklich, auf Geräusche jeglicher Art zu achten, diverse zu unterdrücken, geräuscharm von sich geben oder sich so manche grundsätzlich zu verkneifen.
Vor allem die, die man nicht nur hören kann!
Diese Blechdose ist etwa 10 Meter breit, knapp 40 Meter lang und besetzt mit knapp 150 Passagieren.
Man hört Sie! Und Sie nerven!
Danke, dass Sie während dieses Fluges nicht die Nase ständig hochziehen, sich beim Husten die Hand vor den Mund halten und weitere Körpergeräusche einfach anhalten, bis Sie nach der Landung am Kofferband stehen.
Und für alles Dringende, gibts ja noch den Waschraum!
Vielen Dank, dass Sie diesen Aufforderungen bestmöglich Folge leisten.
Sollten Sie hardcore gegen diverse Punkte verstossen, sperren wir Sie runter in den Gepäckraum.
Als Alternative können wir Sie auch direkt neben 2 kreischenden Kindern setzen oder nach dem Lunch die gesamte Boardküche schrubben lassen.
Dies dürfen Sie dann selbstverständlich, je nach Belieben, selbst auswählen.
Es Grüessli,
Ihre Cabin-Crew!“
***
Ich kann mir vorstellen, dass einige Leute das lange Teil nicht mal lesen würden. Die müsste man dann irgendwie anders catchen.
Warum dann nicht ein kleines Tutorial-Video einspielen? Wozu gibt es schliesslich diese Screens, nach allen paar Reihen.
Dort könnte man einen kurzen Airplane-Knigge aufzeigen und den Leuten mal sagen, dass es einfach voll nervt, wenn sie sich benehmen, als wären sie völlig allein an Board.
Manche Passagiere regen sich über kreischende Babies oder Kleinkinder im Flieger auf?
Ok, das kann ich ja noch verstehen.
Manche Passagiere nerven einfach!
Ich persönlich finde es jedoch viel störender, wenn ich während 10 Flugstunden die Käsefüsse meines Sitznachbarn ertragen muss.
Ich könnte an die Decke gehen, wenn mein Vorder- oder Hintermann ununterbrochen die Nase hochzieht oder ein Fluggast aus der Nebenreihe ein Hustenkonzert einlegt, ohne auch nur einmal die Hand oder ein Tuch vor seinen Mund zu halten.
Und sind wir doch ehrlich!
Die höchste Lautstärke am iPad oder am Board-TV nützt gar nichts, wenn ein Typ mit Brummbär -Stimme meint, er müsste die ganze Kabine lautstark mit seiner Reisestory unterhalten, die er eigentlich nur seiner Begleitung erzählen will.
Dann doch lieber ein schreiendes Baby. Dem verzeiht man irgendwie alles.
Jetzt macht doch mal was!
Liebe Airline-People, warum kommt ihr nicht mal mit Benimmschildern an der Boardwand, einem Willkommens-Verbots-Kärtchen beim Einsteigen oder einem Security-One-Pager-Lookalike in der Sitztasche um die Ecke?
Denn wie es scheint, brauchen nicht die Kleinsten eine kleine Prise Verhaltensregeln, sondern eher die Grossen.
Back to Reality
Ich bin mal in einer A380 von Dubai nach Zürich geflogen mit vielleicht 30 Passagieren an Board. Dies war ein ausserordentlicher Sonderflug.
Ich hatte das Gefühl, ich wäre allein in diesem Himmel unterwegs. Wie herrlich.
Daher weiss ich, wie entspannt es sein kann, wenn niemand kreischt, hustet, mieft oder laut schnattert.
Ich kann mich erinnern, dass ich nicht wollte, dass dieser Flug je zu Ende geht.
Das ohrenbetäubende „jetzt-steckt-er-mich-sicher-gleich-an“ – Gehuste von meinem Hintermann holt mich soeben aus dieser Erinnerung.
Zurück im Jetzt und Hier, auf dem Weg von Oslo nach Zürich. Zumindest habe ich was zu schreiben.
Und gleich flipp ich aus!